Jahreslosung 2008

Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. (Johannes 14,19)

Liebe Leserin, lieber Leser,

"HOCH SOLLST DU LEBEN" im neuen Jahr! Wir denken bei diesem Glückwunsch an rauschende Feste wie zum Beispiel eine "Hoch-Zeit" und an den Brauch, die geehrte Person tatsächlich hochzuheben und auf den Schultern zu tragen. Hoch leben, da denken wir an das gesteigerte Lebensgefühl, das nicht nur die Hauptperson, sondern auch die Gäste eines Festes genießen. Jesus sagt aber nicht, wir sollten "hoch leben", sondern nur "leben", nicht überheblich werden, sondern bescheiden und demütig auf dem Boden bleiben. Aber hat er das gemeint mit diesem Bibelvers?

Ein anderer Spruch fällt mir ein, der schon eher im Sinne der Bibel ist: "LEBEN UND LEBEN LASSEN". Das klingt nach einer primitiven Moral im Sinne von "Tu mir nichts, ich tu dir auch nichts." Aber steckt darin nicht auch der Gedanke, dass jeder Mensch ein Recht hat zu leben und da zu sein, wo er gerade ist? Das ist doch fast eine Zusammenfassung aller Menschenrechte. Das verfassungsmäßige Recht auf Leben und auf Freizügigkeit ist ja für jeden von uns nicht nur eine große Wohltat, sondern kann eine noch viel größere Zumutung sein: Wir müssen dulden, dass jemand neben uns sitzt, neben uns wohnt oder neben uns arbeitet. Beim einen gefällt uns die Nase oder Hautfarbe nicht, der anderen stört uns durch seine Art zu leben, den dritten empfinden wir als Konkurrenten. Warum können wir nicht andere leben lassen, wie wir ja auch selbst leben wollen?

Und schließlich ein dritter, noch tiefsinnigerer Spruch: "EINFACH LEBEN, DAMIT ANDERE EINFACH LEBEN KÖNNEN". Wenn wir weniger Aufwand trieben, hätten andere Menschen eine bessere Lebenschance. "Wieso?", wirst du fragen: "Wenn ich viele Bananen kaufe, gebe ich den Kleinbauern in Südamerika eine Möglichkeit Geld zu verdienen." Aber wenn sie keine Bananen anbauen müssten, weil du sie haben willst, könnten sie das pflanzen, was sie selber brauchen, und für sich selbst sorgen. Siehst du?

Das hat Jesus aber nicht gemeint. Er redet vom ewigen Leben. Er ist jetzt im Himmel bei Gott und will uns bei sich haben. Nicht jetzt gleich, sondern wenn wir dafür reif sind. Aber er betont fast im selben Atemzug, dass irdisches und ewiges Leben eng miteinander verflochten sind. Wenn wir in der Liebe mit Gott und Jesus verbunden sind, hat das zunächst einmal Auswirkungen in unsrer Zeit und in unsrer Welt. Die Liebe Gottes, die uns erfüllt, wird sich äußern in der Art, wie wir leben. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Liebe Gottes auf einmal gegenstandslos wird, bloß, weil unser Herz stehen bleibt. Wenn Gott Liebe ist, muss es auch ein ewiges Leben geben.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner