Monatsspruch März 2008

Jesus Christus spricht: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. (Johannes 16,22)

Liebe Leserin, lieber Leser,

können Hunde sich freuen? Unser Sannchen konnte es. Ich kam nach langer Zeit mal wieder in mein Elternhaus. Als sie mich unvermutet sah, wedelte sie mit dem Schwanz, verzog das Gesicht, als wenn sie lachen würde, und sprang an mir hoch. Sie war ganz außer sich vor Freude. Ähnlich geht es uns, wenn wir einen lang Vermissten wieder in die Arme schließen können. Da kommen uns sogar Freudentränen.

Aber diese Freude hält nicht lange an. Bald macht sie wieder dem Alltag und der Gewohnheit Platz. Wir empfinden nicht mehr so heftig und bald gar nichts mehr, wenn wir einander sehen. Die überbordende Freude war die Reaktion auf den langen Trennungsschmerz. Unsre ganzen angestaunten Emotionen haben sich entladen.

Es gibt außer dieser überschäumenden Freude auch eine andere, die danach kommt: das stille Glück, dass jetzt wieder alles gut ist, dass wir wieder zusammen sein können, dass wir uns über den Anderen keine Sorgen mehr machen müssen. Die Sehnsucht ist gestillt.

Jesus spricht diese Worte im Monatsspruch kurz vor seiner Passion. Am nächsten Tag wird er ans Kreuz gehängt und ins Grab gelegt. Jetzt heißt es Abschied nehmen, unter normalen Umständen ein Abschied für immer. Keine Chance mehr für ein Wiedersehen. Im Laufe der Zeit trocknen die Tränen und man gewöhnt sich an den Verlust, das ist aber nicht das stille Glück des Beisammenseins, sondern wie wenn eine Wunde oberflächlich zuheilt. Ganz tief im Innern bleibt ein Stück Schmerz zurück.

Jesus kündigt ein Wiedersehen mit den Jüngern an. Er sagt aber nicht: "Ihr werdet mich wiedersehen, nach Ostern" oder "Ich werde mit meinem Geist zu euch kommen und immer bei euch sein", sondern "Ich will euch wiedersehen." Na klar, zum Wiedersehen gehören zwei, und wenn wir ihn wiedersehen, wird er uns ja wohl auch sehen.

Aber darum geht es nicht. Sondern wenn wir diesen Text im Zusammenhang (Johannes 14-17) lesen, dann wird uns klar: Jesus nimmt Abschied, weil er dahin zurückgeht, wo er hergekommen ist, in den Himmel zu Gott. Das Wiedersehen findet nicht auf der Erde, sondern bei Gott statt. Und dort wird dann auch die himmlische, unvergängliche Freude sein.

Wie stellen wir die ewige Seligkeit vor? Sicher nicht so, wie es sich die armen Leute früher ausgemalt haben mit goldenen Gassen und nie mehr Hunger, sondern eher so wie die stille Freude nach dem Rausch des Wiedersehens. Kein ewiger Genuss, kein immer währender Spaß, nicht unaufhörlich high sein, sondern das stille Glück, die Seligkeit, mit Jesus für immer verbunden zu sein.

Eigentlich ist das ja nichts Neues: Denn mit Jesus für immer verbunden können wir doch jetzt schon sein. Wenn das in der Zeit so war, dann wird es auch in der Ewigkeit so sein.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner