Einführung in das Neue Testament

Teil 13

Der Beriff "Das Heidentum"

Einführung

Das lateinische Wort "paganus" = Heide (ursprünglich Landbewohner) bildet seit dem 4. Jahrhundert den Grundstock für den religionswissenschaftlichen Begriff "Paganismus". Paganismus umschreibt den Tatbestand, dass sich angeblich heidnische Bräuche im Christentum bewahrt haben sollen.

Der Begriff Heidentum spielt im Judentum wie auch im Christentum eine große Rolle. Bezogen auf das Judentum umschreibt der aus dem Griechischen stammende Begriff "ethnikos" Nichtjuden, die sich vom erwählten Gottesvolk dadurch unterscheiden, dass sie nichts vom Gott der Erzväter Israels wissen, nicht beschnitten sind und somit nicht zum von Gott erwählten Volk gehören. Bezogen auf das Christentum wird der Begriff "Heidentum" durch das lateinische "paganus" (= Landbewohner) erweiten. Es ist eine Bezeichnung für bäuerliche Nichtchristen. Die Mission in der jungen Christenheit richtete sich in erster Linie auf die Bevölkerung in den Städten, so dass die Landbewohner erst viel später zum Christentum kamen; paganus und Heide wurden somit oft gleichgesetzt.

In der Kirchengeschichte wurde der Begriff "Heidenmission" geprägt. Das heißt nichts anderes, als dass die Versöhnung Gottes mit den Menschen durch Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt allen Menschen verkündigt werden soll, gemäß dem "Missionsbefehl" Jesu, wie er uns im Matthäus-Evangelium, Kapitel 28, die Verse 18-20, überliefen ist: "Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Zitat aus der Lutherbibel)

"Indem nun das Christentum die Predigt unter den Heiden aufnahm, trat es in den großen Wettbewerb der Religionen ein, die im Römerreich miteinander um die Weltgeltung rangen", schreibt Kurt Dietrich Schmidt in seiner "Kirchengeschichte". Die religiöse Lage im Römerreich, diesem Weltreich, das sich von der Nordsee (Gallien) bis nach Ägypten erstreckte, war sehr vielfältig und wurde nur durch den Kaiserkult notdürftig zusammengehalten.

1. Griechische Philosophen

Der Begriff "Philosophie" setzt sich zusammen aus dem griechischen "philos" (= Freund, befreundet sein) und "sophia" (= Weisheit, auch Lebensklugheit). Philosophieren ist das Denken, das Nachdenken über die einzelnen Dinge; es ist der Versuch, die ursprünglichen Prinzipien der Dinge zu erfassen, zu ordnen und zu beschreiben.

Machen wir es uns am Beispiel des so genannten Vor-Sokratikers "Empedokles" einmal etwas klarer, was damit gemeint ist. Empedokles lebte etwa um 440 vor Christus. Er war Arzt, Dichter und Physiker. Empedokles meint erkannt zu haben, daß die Welt aus den vier Ur-Elementen "Erde, Wasser, Luft und Feuer" entstanden ist und noch erhalten bleibt. Diese "Wurzel-Elemente" besäßen ein wandelloses Sein. Alles, was man Entstehen und Vergehen nenne, beruhe nur auf dem Mischen und Entmischen dieser ewigen Grundstoffe. Die gesamte unerschöpfliche Mannigfaltigkeit des Seins entstehe und erhalte sich nur aufgrund der verschiedenen Mischungsverhältnisse der Ur-Elemente. Alles Werden, Sein und Vergehen in der Welt wird also mechanisch verstanden. Klar ist nicht, wer oder was diese vier Elemente "Erde, Wasser, Luft und Feuer" mischt, entmischt und wieder neu mischt.

Die Vor-Sokratiker hatten vor allem nach den Gesetzen der Natur und des Seins gefragt.

Sokrates von Athen, er lebte von 469-399 vor Christus, nahm sich den Menschen zum Hauptgegenstand seines Denkens. Er kämpfte vor allem gegen die Sophisten, von denen manche die Unterschiede zwischen Gut und Böse verwischten und schließlich jegliche Sittlichkeit ablehnten.

Sokrates dagegen wollte das sittliche Bewusstsein der Menschen heben und ihnen dadurch zu einem moralisch einwandfreien Leben verhelfen Sokrates behauptete: Niemand könne wissentlich Böses tun und, wer wisse, was böse ist, tue es nicht, denn Wissen und Tugend seien eins. Wenn der Mensch ein tugendhaftes Leben führe, stimme sein ganzes Wollen und Handeln überein mit seiner innersten menschlichen Natur. Seine Unterrichtsart war ganz zwanglos. Im Gespräch mit seinem Gegenüber half er diesem selbst zu erkennen, was er eigentlich schon wusste.

Diese Methode ist bekannt geworden als Mäeutig (= geistige Geburtshilfe). Im Gegensatz zu Sokrates, der nie etwas niedergeschrieben und auch kein Gedankensystem entwickelt hatte, errichtete Plato umfassende Gedankengebäude für die damals philosophischen Disziplinen: Erkenntnistheorie, Metaphysik, Ethik, Psychologie und Staatslehre.

Plato war Athener (427-347 vor Christus) und entstammte einem alten Königsgeschlecht. Er war ein Schüler des Sokrates gewesen.

Im Mittelpunkt seines Systems steht die Ideenlehre. Mit Plato erreichte die griechische Philosophie ihren Höhepunkt. Der philosophische Geist hatte Sich in ihm zu seinem vollen Bewusstsein entwickelt.

Aristoteles von Stagira (Halbinsel Chalkidike in Nordgriechenland) lebte von 384 -322 vor Christus. Er war ein Schüler Platos (20 Jahre lang) und soll etwa 400 Bücher geschrieben haben. Im Gegensatz zu seinem Lehrer Plato legte Aristoteles größten Wert auf die Logik und eine darauf beruhende Erfahrung in der Naturwissenschaft.

Die Griechen verehrten eine Vielzahl Götter und Göttinnen (Zeus, Poseidon, Hades, Kronos, Hera, Themis, Rhea usw.). Diese Götter waren aber letztendlich nichts anderes als vermenschlichte Wesen. Sie gingen (unerkannt und erkannt) zu den Menschen, vereinigten sich sogar mit ihnen und brachten Halbgötter hervor (etwa Herakles bzw. Herkules).

Aristoteles denkt Gott dagegen als universellen Geist, der die Welt in ihr Erscheinen gerufen bzw. erschaffen hat, der die Welt zielbewusst durchdringt und leitet. Gott ist vor aller Zeit gewesen, also rein geistig zu verstehen. Er meint damit, dass es sich bei Gott um das reinste geistige Wesen handelt, ein vernünftig denkendes persönliches Wesen. Dieses Wesen durchdringt die Welt, lenkt und erhält sie.
Neben den drei hier kurz beschriebenen, gibt es noch eine Reihe weiterer bedeutender Philosophen und Philosophenschulen: den Stoizismus (Zeno als Stifter), den Epikureismus (mit Epikur als seinen Stifter) und andere mehr.

Für das Verständnis, mit welchen Gedankensystemen sich die frühchristlichen Missionare und jungen christlichen Gemeinden auseinanderzusetzen hatten, sollen die obenBeschriebenen als Beispiele jedoch genügen.

Edwin Suckut

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