60 Jahre CVJM-Camp Michelstadt

 

Wie im letzten Glühwürmchen ausführlich angekündigt, wurde vom 16. - 18. Oktober das 60jährige Jubiläum des CVJM-Camps gefeiert. Gerrit und ich besuchten den Festgottesdienst am Sonntag in der Stadtkirche in Michelstadt. Die Kirche ist relativ groß, aber bei einem solchen Fest könnte sie schnell gefüllt sein. Also waren wir schon um 9:45 Uhr dort, wurden an der Türe von Reiner Lux und Anke Schwarz begrüßt und … - kamen in eine fast leere Kirche. Wir waren sehr erstaunt, suchten uns einen guten Platz, hörten dem übenden CVJM-Posaunenchor zu und betrachteten die schönen Glasfenster im Chorraum.

Aber dann - in den letzten Minuten - strömten die Menschen in die Kirche. Die linke Querseite war sehr rasch von jungen Menschen besetzt, die wohl vom Camp her kamen. Die übrigen Kirchenbereiche füllten sich schnell mit einem Mix aller Altersstufen. Als der Michelstädter Pfarrer und Rainer Lux als Liturgen die Gemeinde begrüßten, war die Kirche voll.

Das erste Lied "Er weckt mich alle Morgen … Gott hält sich nicht verborgen…" wurde mit Orgelbegleitung kräftig gesungen. Das zweite Lied (nach dem Glaubensbekenntnis) von Ute Meißner war mir unbekannt, hatte aber eine leicht einprägbare Melodie:

Wiesen und Berge, die Wälder und Seen,
was lebt und atmet in Tälern und Höhen:
Es trägt Deine Handschrift, bezeugt Dein Tun, verkündet Deinen Ruhm.
Und darum jubel ich Dir zu, dass jeder es hört: Der Meister bist Du.
Ich will tanzen und singen vor Dir, Du herrlicher Schöpfer, Ehre sei Dir.

Die Predigt hielt unser neuer Generalsekretär des CVJM Westbundes, Matthias Büchle, über die ersten beiden Verse des 127. Psalms: "Wenn der Herr nicht das Haus baut, so mühen sich umsonst, die daran bauen; wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Hüter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und spät euch niedersetzt und euer Brot in Mühsal esst - den Seinen gibt er’s im Schlaf."
Umsonst! - Wie oft werden das Sekretäre und Gruppenleiter im Camp gedacht und geklagt haben, wenn eine Freizeit nicht so lief, wie vorgesehen? Umsonst! - Wie oft werden das die ehrenamtlichen Handwerker des Bautrupps gedacht haben, wenn nach einem Freizeitjahr wieder genau die gleichen Reparaturen erforderlich waren wie im Vorjahr? Umsonst! - Wie oft werden CVJM-Mitarbeiter das denken, wenn nur wenige Kinder zur aufwendig geplanten Jungscharstunde kommen oder die Kinder nur wenig motiviert sind mitzumachen?
"Umsonst" hat in unserer Sprache aber auch eine andere Bedeutung. Dazu passt der letzte Satz des Textes: "Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf." Also brauchen wir ja gar nichts zu tun? Wir brauchen nur abzuwarten, dass Gott handelt?
Nein! Wir sollen uns mit Gott aufmachen. Aber nicht unsere Kraft ist entscheidend, sondern die Zusammenarbeit mit Gott. Ohne seinen Segen kann unsere Arbeit nicht gelingen. Mit unserer Kraft ist nichts getan, aber wir sind ja nicht allein. Matthias Büchle zitierte Hans-Peter Royer vom "Tauernhof" in Österreich, der folgenden Rat gab: Wenn ich mich hinsetze und denke oder zu Gott sage: "Das schaffe ich nie! Dazu fehlt mir die Kraft." Dann ist es besser, Gott mit einzubeziehen und in der Mehrzahl zu denken und zu beten: "Das schaffen wir nie!" Dann kann Gott antworten: "Warum nicht? Meine Kraft ist unbegrenzt!" Wir müssen und sollen uns nicht allein abstrampeln, sondern auf Gottes Wegweisung achten und mit ihm gemeinsam aktiv werden. Er möchte uns als Mitarbeiter haben, aber entscheidend ist sein Segen!

Auf die Predigt folgte das bekannte Lied von Klaus Peter Hertzsch "Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist…" mit der besonders schönen dritten Strophe:

Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

Gustav Langenbruch