"God bewaard de Wereld"
Wereld-kinder-konferentie Doornholthuizen

17. - 30.07.1989

Ein vorzeitiges Ende fand die Kinderfreizeit des CVJM Reinheim in Dornholzhausen: Da ein Teilnehmer krank geworden war und der Verdacht auf Scharlach nicht zu entkräften war, musste die Freizeit vier Tage früher als vorgesehen abgebrochen werden.

GruppenbildAn dieser Ferienmaßnahme nahmen 42 Kinder und 8 Betreuer teil, hauptsächlich aus unserer Gemeinde. Leitmotiv der Freizeit war eine "Weltkinderkonferenz" in den Niederlanden. Aus diesem Grund wurde der Freizeitort in 'Doornholthuizen' umbenannt und kurzerhand in die Niederlande verlegt. Die Zimmer trugen die Namen niederländischer Städte und die "Amtssprache" war niederländisch, d.h. das jeweilige Tagesprogramm wurde auf Niederländisch an die Tafel geschrieben. Vier Teilnehmern gelang es, einen kurzen niederländischen Text richtig zu übersetzten; sie erhielten dafür den Titel 'Prof. Dr. der niederländischen Sprache': Nicole Radde, Ulrike Strauß, Dominik Tischner und Benjamin Wolf.

Das übrige Freizeitprogramm trug allerdings internationales Gepräge: Jeder Tag war einem bestimmten Land gewidmet (Niederlande, Deutschland, Peru, Grönland, Fidschi-Inseln, Ungarn, Zigeuner, Australien, UdSSR, China). Dazu gab es jeweils eine zum Teil selbstgedichtete "Nationalhymne".

Peru
Ein Spanier, der Pizarro hieß / der dachte immer nur noch die: / "Ach wär ich doch ein reicher Mann, / ich möchte Gold im Beutel han."
Da hörte er: In Peru-Land, / da liegt das Gold herum wie Sand / am Meer. Man braucht es bloß / zu nehmen und ist Sorgen los.
Das Dumme war, das wusste er: / Das Gold in Peru überm Meer, / das hat schon wer zum Eigentum, / der Inka heißt, ein Mann von Ruhm.
Da nahm er mit zu seiner Wehr / Kanonen und ein kleines Heer / mit Pferden und Soldaten drauf. / So nahm das Schicksal seinen Lauf.
Als er bald drauf nach Peru kam / und sich nicht ordentlich benahm, / da wurde er in seinem Zelt / von einem Indioheer umstellt.
Pizarro ballerte drauf los; / der Schreck der Indios, der war groß; / und schoss er meistens auch vorbei - / sie liefen weg und er war frei.
Da nahm er sich den König vor / und zeigte ihm sein Feuerrohr / und sprach: "Wenn du nicht Gold bringst bald, / so wirst du damit abgeknallt."
Der König kriegte einen Schreck und schickte seine Diener weg, / die füllten Gold hinein ins Haus, / bis dass es kam zum Schornstein raus.
Pizarro aber wollt noch mehr, / doch waren seine Kassen leer. / da hat er noch in dieser Nacht / den Inkakönig umgebracht.
Peru, das war ein mächtges Reich / und gut regiert, das sah man gleich. / Pizarro hat sich nicht geniert / und alles gründlich demoliert.
Und die Moral von der Geschicht: / Das Gold, das hat zu viel Gewicht, / Wer's schließt in seinem Herzen ein, / der kann nicht mehr vernünftig sein.
Melodie: Ein Mann, der sich Kolumbus nannt

Beim jeweiligen Tagesprogramm wurde versucht, auf die Besonderheiten der einzelnen Länder einzugehen. So wurde z.B. am Peru-Tag ein Suchspiel nach dem "Gold der Inkas" durchgeführt, bei dem die Kinder im Wald zu ihrer großen Überraschung ihre Taschenlampen wieder fanden, die die Betreuer an den Abenden vorher beschlagnahmt hatten.

BruchlandungAm Grönland-Tag galt es ein Theaterstück zu erfinden und vorzuführen, bei dem es um die Notlandung eines Hubschraubers auf einem Eisberg in Verbindung mit einem Geburtstag ging. Die Phantasie, die die Kinder dabei entwickelten, war erstaunlich: Mehrere Gruppen spielten einen Flug aus Anlass des Geburtstags. Bei einer Gruppe landete der Hubschrauber auf einem Berg aus Himbeereis, den ein Lkw-Fahrer bei einem Unfall verloren hatte. Eine andere Gruppe stellte einen Kindergeburtstag dar, bei dem die Geburtstagsgäste eine Notlandung in der Arktis spielten.

Hauptprogramm das Fidschi-Tags war ein Schwimmbadbesuch, und am Ungarn-Tag wurden Reiterspiele durchgeführt. Der Zigeuner-Tag wurde eingeleitet mit einem Film über die Probleme der Zigeuner und war mit einer Modeschau verbunden, bei der sich die Betreuer als rußgeschwärzte Zigeuner kostümiert hatten. Ganz zeitgemäß mussten die Kinder ausgerechnet am China-Tag vorzeitig ihre Koffer packen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Freizeit mit internationalem Kolorit war der Deutschland-Tag, an dem die 'World-Games' oder 'Wereld Wedstrijden' stattfanden mit originellen Wettkämpfen, ausgetüftelt von Evi Adelfinger und Angelika Tischner. Die Kinder wurden sechs verschiedenen Nationen zugeteilt: Ägypten, Chile, Mexiko, Mongolei, Schweden und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie erhielten dazu Pässe, in denen ihre Nationalität, ihr angeblicher Heimatort in dem jeweiligen Land und ihr Aufenthaltsort in den Niederlanden eingetragen war.

Für besondere Verdienste um die Allgemeinheit wie Küchendienst und andere Aufgaben wurden die Kinder in mehr oder weniger hohe Ämter ihrer "Heimatländer" aufgestuft. Da die Freizeit vorzeitig abgebrochen werden musste, konnten die höchsten Staatsämter nicht mehr erreicht werden.

Für den Australien-Tag hatte sich Clemens Tischner einen Stationenlauf ausgedacht, bei dem die Nationalmannschaften eine Fülle von Aufgaben zu lösen hatten, die alle mit australischen Besonderheiten zu tun hatten. Am Abend konnten die Teilnehmer ihre Kenntnisse über ihre Heimat, das Freizeitheim, die große weite Welt und besonders Australien in einem Quiz beweisen, den Manfred Haaß und Heinrich Tischner vorbereitet hatten.

Wichtigster Programmpunkt des Russland-Tags war ein Ausflug zur Kubacher Kristallhöhle und nach Weilburg. Die bevorstehende Abreise am folgenden Tag ließ das Abendprogramm mit Spielen und einer Zaubervorstellung zur Abschlussveranstaltung werden. Die drückende Schwüle verhinderte, dass der eigens mitgebrachte Samowar angeheizt wurde. Eine improvisierte Geschichte vom "purpurroten Grummelgnom", der angeblich in Russland lebte, gab dem Tag dann doch noch ein bisschen Lokalkolorit.

Um die Kinder zu motivieren, ihre Zimmer aufzuräumen, gab es als Auszeichnung Schilder mit mehr oder weniger großen Segelschiffen, die an den Zimmertüren befestigt wurden. Unordentliche Zimmer erhielten eine unmissverständliche Mahnung "kamer opruimen" mit einem Bild, das "Flut", "Hochwasser", "Sturmflut" oder "Land unter" kennzeichnete. Zwei Betreuerinnen erbaten sich zum Spaß ein Schild mit der Aufschrift "Sintflut". Am letzten Abend kam die "Sintflut" wirklich: ein schweres Unwetter setzte den Nachbarort Niederkleen unter Wasser; Wasserbäche überfluteten den Tischtennisplatz und drangen ins Haus ein. Mit großem Eifer dichteten die Kinder die Türen ab und putzten das eindringende Wasser mit allen verfügbaren Textilien wieder auf. Der Blitz legte das Telefon lahm und erschwerte die Vorbereitung der Heimkehr: Busunternehmen und die Eltern musstet von Pfarramt unseres früheren Vikars Arno Kreh aus verständigt werden, da es bis zur Abreise nicht gelungen war, den Fernsprechanschluss wiederherzustellen.

Biblisches Thema der Freizeit war das Vaterunser; es konnte aus Zeitmangel nicht zum Abschluss gebracht werden. Die Kinder hatten Gelegenheit, sich Gedanken darüber zu machen, dass Gott ihr Freund und Vater sein will, mit dem man über alles reden kann, und der wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn immer wieder bereit ist zu vergeben, obwohl Er wie ein menschlicher Vaters auch mal ein zorniges Gesicht zeigen kann. Lebhafte Diskussionen gab es bei der Frage, was denn unter dem "täglichen Brot" zu verstehen sei. An einem "Gebetsfenster" hatten die Teilnehmer Gelegenheit, Gebetsanliegen selbst zu formulieren. Diese Anliegen wurden in einem Gottesdienst vorgetragen, den die Kinder selbst gestaltet hatten, und in dem die Geschichte vom reichen Kornbauern dargestellt wurde.

Als Betreuer fuhren mit: Evi Adelfinger, Monika Radde-Götz, Angelika, Clemens, Ingrid, Heinrich Tischner, Susanne Zechmeister (alle Georgenhausen) und Manfred Haaß (Ueberau).

Heinrich Tischner (aus Kirche am Ort September 1989)

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