Erlassjahr 2000

Wenn wir Geld zur Sparkasse bringen, erhalten wir dafür ein paar Mark Zinsen. Wer der Sparkasse 100.- DM ein ganzes Jahr leiht, bekommt dafür etwa 2,50 DM dazu. Wenn wir uns Geld von der Sparkasse leihen, müssen wir erheblich mehr (Schuld-) Zinsen bezahlen: Wenn wir uns 100.- DM ein Jahr lang leihen, so müssen wir dafür ungefähr 12.- DM bezahlen. Natürlich leiht man sich nur Geld in der Hoffnung, es bald wieder zurückzahlen zu können. Kann man das aber nicht, sondern muss sich vielleicht noch mehr Geld leihen, so muss man immer höhere Zinsen bezahlen und hat dadurch immer weniger Geld zum Leben. Abhilfe: Versuchen sparsamer zu leben!

Auch Länder und Regierungen können Schulden machen, sich also Geld von Banken oder von anderen Ländern leihen, und sie müssen dafür auch Zinsen bezahlen. Manchmal können sie das Geld nicht, wie vorgesehen, zurückbezahlen, sondern im Gegenteil, sie müssen nach einiger Zeit noch mehr Geld leihen, damit die wichtigsten Ausgaben (z.B. Regierung, Lehrer, Polizei, Soldaten, Krankenhäuser) bezahlt werden können. Arme Länder, die sich immer wieder Geld leihen müssen, haben schließlich so hohe Schulden, dass sie die Zinsen nur noch dadurch bezahlen können, dass sie weniger Lehrer einstellen, die Polizei nur noch schlecht bezahlen, Krankenhäuser schließen und die Steuern erhöhen. Dadurch können viele Kinder nicht mehr zur Schule gehen, sie können also nicht Lesen und Schreiben lernen, finden keine Arbeit, können kein Geld verdienen, werden vielleicht sogar kriminell. Die schlecht bezahlte Polizei wird verbittert und hart zur Bevölkerung sein. Ohne Krankenhäuser bleiben viele Menschen krank oder müssen sogar sterben. Durch die höheren Steuern werden viele arme Menschen noch ärmer… und so geht das immer weiter in diesem Teufelskreis, alles wird immer schlechter… Abhilfe? Sparsamer leben ist für manche Länder kaum möglich, bei anderen wollen die Regierenden auch gar nicht sparsamer leben!

Vor über zweitausend Jahren war das Problem der Schulden auch schon bekannt, und in unserer Bibel finden wir dazu einen interessanten Abhilfevorschlag: Im dritten Buch Mose, im 25. Kapitel, wird von einem Halljahr (Erlassjahr) berichtet, das Gott einsetzt: Alle 50 Jahre sollen alle landwirtschaftlichen Flächen und alle Häuser (in Dörfern), die aus Not verkauft werden mussten, wieder zurückgegeben werden. So hat jeder Arme wieder die Möglichkeit, ohne Schulden neu anzufangen, seine Felder zu bestellen. Schulden erlassen, damit arme Länder wieder neu anfangen können! Das fordern viele Menschen auch heute von den reichen Ländern - auch von Deutschland -, damit Entwicklungsländer nicht auf ewig arm bleiben müssen, sondern die Möglichkeit haben, ohne Schulden wieder neu zu starten. "Erlassjahr 2000 - Entwicklung braucht Entschuldung" heißt diese Aktion, die auch von unserem CVJM-Gesamtverband unterstützt wird.

Praktisch soll das so aussehen, dass die Länder, die Geld geliehen haben, dieses nicht oder nur noch zum Teil zurückzahlen müssen. Das Geld, das ihnen erlassen (also geschenkt) wird, sollen sie aber in einen Fond (Topf) einzahlen, aus dem dann den armen Menschen in diesem Land geholfen werden kann, z.B. durch den Bau von Krankenhäusern, durch Einstellung von Lehrern, die Schaffung von Ausbildungsplätzen usw.

Ulrich Parzany, der Generalsekretär unseres CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland, schreibt dazu: "Die Gebote Gottes helfen uns zu einer gerechteren und menschlicheren Gestaltung unseres Zusammenlebens… Weil wir in einer Welt leben, die sich von Gott abgewandt hat, wissen wir, dass allein durch Schuldenerlass die Probleme der Armen nicht gelöst werden. Der Missbrauch durch die Mächtigen kann alle guten Bemühungen zunichte machen. Dagegen müssen verbindliche und durchsetzbare Vereinbarungen getroffen werden… Die Experten sollen… verhindern, dass die Reichen und Mächtigen in den armen Ländern einen Schuldenerlass für sich missbrauchen… Diese Arbeit nimmt uns die Bibel nicht ab. Die biblische Wegweisung gibt die Richtung an…"

Wir werden wohl noch öfter auf diese Aktion zurückkommen.

Gustav Langenbruch