Dornholzhausen-Revival

20. - 22.10.2000

Es fing alles damit an, dass Dieter Stab, damals Dekanatsjugendwart genannt, eine dreiwöchige Freizeit für 60 Kinder für die Sommerferien 1981 im Evangelischen Paul-Schneider-Heim in Langgöns-Dornholzhausen gebucht hatte und wegen der Niederkunft seiner Frau Carola die Freizeit selbst nicht leiten konnte. Was tut man also als gewissenhafter Dekanatsjugendpfarrer? "Kein Problem, die Freizeit mach ich." Vorbereitung: ein ziemlich kaltes Wochenende auf dem Rimdidim und zwei oder drei Treffen an einem Samstag, ferner eine Vorfahrt, um sich das Haus mal anzusehen und die dortigen Möglichkeiten zu erkunden. Heute geben sich unsere Mitarbeitenden sehr viel mehr Mühe. Und dann drei Wochen Freizeit am Stück, Hauptthema "Elija", Nebenthema "Kängurubabies in Australien", weil wir vier australische Kinder dabei hatten. Wir bekamen die Freizeit voll und die drei Wochen herum und es war so schön, dass ich mich in dieses Freizeitheim verliebt habe und seitdem immer wieder hingefahren bin.

Was war da eigentlich wann? Ich blättere in meinen Aufzeichnungen und finde tatsächlich auf Anhieb ein vollständiges Verzeichnis aller Freizeiten in diesem Haus. Es folgten:

1984 (noch Dekanat) Josef
1985 (ab jetzt CVJM) Petrus
1987 Paulus in Ephesus
1988 Jesus (Hauptmann von Kapernaum)
1989 Weltkinderkonferenz (abgebrochen wegen angeblichem Scharlach)
1990 Mose (erster Videofilm), ab jetzt "Feriengemeinschaft"
1991 Gefangen in Babylon
1992 Bonifatius erzählt
1993 Eine Reise um die Welt - von Sibirien bis Afrika

Insgesamt waren wir also zehnmal in Dornholzhausen und hatten seit 1985 mehr als 165 Teilnehmer dabei, davon 17 vier bis sieben Mal, teils noch als Teilnehmer, teils schon als Betreuer.

Nun kam im CVJM-Vorstand die Idee, alle Teilnehmer einzuladen zu einem "Dornholzhausen-Revival". Es war eine schwierige Aufgabe, die Adressen der Ehemaligen ausfindig zu machen. Sie wurden alle angeschrieben, einige bedauerten, dass sie nicht konnten, elf meldeten sich an und neun fuhren schließlich mit: Stephanie Franz (Münster); Gerrit Langenbruch und Nehal El Mongy (Überau), Clemens, Heinrich und Ingrid Tischner (Gernsheim), Evelyn und Inga Trüller (Zeilhard), Ralf Weimar (Aßlar).

So gesehen ein mageres Ergebnis, aber es was an äußerer Masse fehlte, gewann das Treffen an innerer Qualität und hat echt Spaß gemacht.

Was wir dort gemacht haben? Ei natürlich alte Dias und Filme angeguckt, in Erinnerungen geschwelgt und die verschiedenen Örtlichkeiten im Gelände besucht. Die "Munitionswiese" ist noch so, wie wir sie in Erinnerung hatten, der Vielzweck Hausberg (zur Zeit Moses der "Berg Horeb") ist so zugewachsen, dass man ihn kaum noch erkennt; bei den Hügelgräbern sind weitere Bibelabschreib-, Schmuggel- und Agentenspiele nicht mehr möglich, weil das ganze "Friedhofsgelände" als Schonung eingezäunt wurde. Die von uns gebaute Brücke über den Nil-Schilfmeer-Jordan-Euphrat-Strom hat lange gehalten, existiert aber schon seit Jahren nicht mehr und wurde auch nicht ersetzt.

Am und im Haus wurde vieles renoviert und verbessert. Wir fanden uns aber gleich wieder zurecht und die Köchin, Frau Plescher, hält die alte Tradition noch aufrecht, obwohl sonst alle anderen Stellen neu besetzt sind. Trotzdem sind wir Legende geworden.

Höhepunkt unserer Zusammenkunft war aber kein Aufwärmen von Erinnerungen, sondern ein gemeinsam vorbereiteter Gottesdienst zum Thema "Wie können wir heute Gottes Stimme hören?" Streng genommen war es kein Gottesdienst, sondern eine Bibelarbeit. In zwei Gruppen hatten wir am Samstag die beiden Bibeltexte 1. Samuel 3 (Berufung Samuels) und Jeremia 28 (Konflikt mit einem falschen Propheten) vorbereitet. Nach einer kurzen liturgischen Einleitung stelle jede Gruppe ihren Text vor. Wir kamen schnell ins Gespräch (also keine Predigt) und schlossen mit gemeinsamem Gebet, Vaterunser und Segen. Anderthalb Stunden waren im Nu vorbei.

Und wie können wir heute die Stimme Gottes hören? Wohl weniger durch scheinbare Sinneswahrnehmungen, sondern als "innere Stimme" in Form von Intuition, Eingebung, Inspiration. Wichtig: Wenn wir Gott nicht fragen, werden wir kaum auf die Idee kommen, dass er uns geantwortet hat - auch wenn uns vielleicht trotzdem Einfälle kommen. Aber wie erkennen wir, was Gottes Stimme ist und was nicht? Da hat es sich als nützlich erwiesen, die Bibel zu kennen.

Gleichnis: Wer im Internet nach Antworten sucht, braucht 1. einen Anschluss, und 2. ein Programm, um die Informationen lesen zu können. Hilfreich ist 3. ein Virenscanner der uns vor schädlichen Programmen und Informationen bewahrt.

So brauchen wir, um die Stimme Gottes hören zu können, erst mal einen "Draht" zum ihm. Die Bibel ist Programm und Virenscanner zugleich. Sie hilft und die Antworten finden und verstehen. Dazu müssen wir aber die Bibel erst mal in unserem Hirn "installiert" haben, sonst nützt sie uns nichts. Und wenn wir uns die Bibel zu Eigen gemacht haben. wirkt sie auch wie ein Filter, das uns vor schädlichen Hirngespinsten und dummen Ideen bewahrt.

Viel zu schnell waren die paar gemeinsamen Stunden vorbei. Es war schön, "fast wie eine Heimkehr", "hat die Seele gestreichelt". "So viel habe ich schon lange nicht mehr gesungen." Anders als sonst ist ein Nachtreffen nicht geplant. Aber vielleicht wirkt das Revival ja befruchtend auf unsere Arbeit und auf jeden Fall als Segen für alle, die dabei waren.

Heinrich Tischner