Wie viele Brote isst ein Kind?

Kinderfreizeit Güllemühle (07.07. - 18.07.2000)

Es sollte also Wirklichkeit werden! Ich würde auf der diesjährigen Kinderfreizeit für 37 Personen kochen. Und das 2 Wochen lang. In einem Anflug von Leichtsinnigkeit hatte ich mich dazu bereiterklärt, nachdem klar war, dass wir ansonsten niemanden mehr für die Küche finden würden.

Also, dann mal los! Claudia war zum Glück sofort bereit, das Schicksal mit mir zu teilen - später kam auch noch Cora als Küchenhilfe hinzu - und so machten wir uns an die Vorbereitung, sammelten einfache aber möglichst gute Rezepte, friemelten die einzelnen Zutaten heraus und sortierten, was wir schon im Voraus besorgen konnten und, und, und. Am häufigsten fielen beim Vorbereiten wohl die Worte "…meinst Du, das reicht…" oder "…das klingt so viel…" oder "…wie viele Brote essen 37 Leute eigentlich zum Frühstück…"

Nachdem aber diese unwichtigen Kleinigkeiten geklärt waren, der Einkauf für die ersten Tage erledigt (mit freundlicher Unterstützung von Gerrit samt Auto), fuhren Claudia und ich Richtung Gülle-Mühle. Irgendwie schien die Sache langsam doch ganz interessant zu werden und es war einmal was ganz anderes als der übliche "Betreuer-auf-einer-Kinderfreizeit-sein-Alltag".

Und interessant wurde es! Nicht nur, dass wir fast von Morgens 7:45 Uhr bis Abends 19:00 oder 20:00 Uhr in der Küche standen (natürlich mit Unterbrechungen), die Küche schien sich auch als eine Art Freizeit-Zentrale zu entwickeln. In den Pausen kamen die Topfgucker (Betreuer genauso wie Kinder): "Was gibt's denn heut' zu Essen?" Zwischendurch kamen alle möglichen Leute rein: "Habt Ihr den Gerrit gesehen?", "Wo ist denn die Kathrin hin?". Auch Botengänge versuchten wir zur Zufriedenheit unserer Kunden zu erledigen: "Wann geht Ihr denn wieder einkaufen? Könnt Ihr mir was mitbringen?" Hin und wieder konnten mit solchen Einkaufsfahrten auch gleich Krankenhausbesuche wegen eingeklemmter Finger oder verunglückter Zehennägel eingebaut werden. Außerdem waren wir mitunter Tröst- und Streitschlichtstelle, verteilten Eisbeutel an geprellte Kinderköpfe, sorgten immer für ausreichend Nachschub (an Eisbeuteln) und kochten vor dem zu Bett gehen Tee in verschiedenen Geschmacksrichtungen - wahlweise Marke "Bauchwehkiller" oder "Heimwehvertreiber".

Hin und wieder konnten wir auch Kochkurse für Kinder anbieten. Vor den Abendessen hatten wir oft fleißige Helferlein in der Küche, die uns sehr geschickt beim Gemüse-, Wurst- und Käseteller richten zur Hand gingen (wo waren die eigentlich vor dem Frühstück…???).

Im Ganzen gesehen war es für mich einmal eine ganz neue und sehr wertvolle Erfahrung eine Freizeit von der Küchentür aus zu beobachten. Vor allem war ich froh, Claudia an meiner Seite zu haben, denn jemand der gut rechnen kann, ist hier unentbehrlich: "Bist Du sicher, dass wir 200 Fischstäbchen brauchen…??? Das klingt aber viel…!!!" Na ja, Claudia war sich auf jeden Fall sicher, die Fischstäbchen waren bis auf den letzen Krümel weg und die nächste Freizeit kann kommen!

Ulla Flörchinger

Hier der Bericht zur Kinderfreizeit Gülle-Mühle 2000