Auf Höhlentour in der Fränkischen Alb

Jugendhöhlenwochenende vom 12. bis 14. Oktober 2001

Acht Teilnehmer und zwei Teilnehmerinnen - alle im zarten Alter zwischen 13 und 16 Jahren -, die um noch einige Jahre jüngeren Wagen "geliehener Mercedesbus" und "Clemens' Mitsubishi" und die um einige Jahre älteren Mitarbeiter Claudia, Clemens und Gerrit: das waren die Aktiven beim CVJM-Höhlenwochenende im Oktober.

Los ging’s Freitagmittag um 13.00 Uhr am Reinheimer Bahnhof.

Nach unzähligen Stau- und Fast-Stau-Einlagen, bei denen die Frage "Wie lange fahren wir noch?" zur gebührenpflichtigen Information erklärt wurde, erreichten wir schließlich doch noch das Wiesenttal in der Fränkischen Schweiz. Trotz knurrender Mägen besichtigten wir die Versturzhöhle "Riesenburg", eine so genannte Höhlenruine, bevor wir nach Um- und Irrwegen bei Dunkelwerden in zwei Ferienhäusern in Obertrubach heimisch wurden. Tische, Stühle und Geschirr wurden ins Haus "Tilman", das kleinere der beiden, geschleppt, um dort gemeinsam essen zu können. Denn hier entsprach die Küche räumlich eher den Anforderungen eines Mehr-Personen-Küchendienstes, der auch gelegentlichen Handtuchschlachten nicht abgeneigt ist, als in der beinahe schon grottenartigen Kochnische im Haus "Meixner".

Nach gemeinsam zubereitetem Abendessen (Pizzabrötchen) und dem anschließenden Küchendienst saßen wir im Tagesraum zusammen: Gerrit zeigte Dias von früheren Touren und gab eine Einführung in "Höhlenentstehung", "Eigenarten der Höhlen" und "Höhlenschutz".

Als Abendschluss hielt Clemens eine Andacht zum Guten Hirten, der für seine Herde nur das Beste im Blick hat.

Daran anschließend ergab sich ein offenes und sehr interessantes Gespräch mit dem Grundtenor: "Warum glaubst du (nicht) an Gott?", "Was ist die Bibel: erfunden, Maßstab, märchen-ähnlich mit tieferem Sinn, Wort Gottes?"

Der allerletzte Rest des Abends blieb den nimmermüden Cames-Spielern (ausgesprochen "Käimß?") vorbehalten, die anderen lagen mehr (?) oder weniger (!) bald waagerecht.

Nach dem Frühstück am Samstagmorgen gab Gerrit einige Gedanken zum Thema "Gott ist wie ein Vater" weiter, vorher wurden die Lunchpakete noch fertig gemacht, anschließend die Autos mit unseren Höhlensachen beladen und ab ging’s an den "Hohlen Berg" bei Muggendorf (der heißt wirklich so!).

Die Anfahrt mit 15% Steigung zum dortigen Parkplatz gestaltete sich schwieriger als gedacht, der restliche Sprit im Bus (immerhin noch eine viertel Tankfüllung!) sammelte sich hinten und ließ den Motor vorne "im Trockenen sitzen"! Also: zurückrollen lassen, x-mal starten, Stoßgebet, Motor kam wieder (ohne Entlüften!), in Ebermannstadt tanken, neuer Anlauf, und diesmal klappte es!

Gruppenbild vorherVom Parkplatz aus ging's zu Fuß quer durch den Wald (teilweise wörtlich), dann am Albtrauf entlang dem Wanderweg folgend durch die Oswaldhöhle hindurch zur Wundershöhle.

EinstiegNach dem letzten "Wasser-Fortschütten" (sprich: Pinkeln) krabbelten wir dann auf allen Vieren den waagerechten Eingangsschluf bis zur Abbruchkante, kletterten über zwei Absätze hinab und standen dann in der ersten Halle. Zusammen durchstiegen wir die Höhle in ihrer gesamten Länge (ca. 80 m), langsam wurde sie uns dann vertrauter, jemand fand hier einen schönen Tropfstein, jemand anderes ein kleines Sinterbecken, zwei oder drei erkundeten (auf Sicht- und Hörweite) einen engen Seitengang. Aussprüche wie "Wenn ich da durchpasse, müsstest du doch auch…" waren zu hören. Dennis fand ein weißes, wurzelähnliches Tropfsteingebilde, und Mario entdeckte den hängenden "Schachbrett-Tropfstein", der oben ganz schwarz, am unteren Ende jedoch rein weiß war.

LochNachdem wir später draußen in der warmen Herbstsonne Mittagspause gemacht hatten und – so dreckig, wie wir waren – von einer Kindergartengruppe als "Höhlenforscher" betitelt worden waren, zogen wir weiter zur Witzenhöhle mit ihrer riesigen Eingangshalle.

SpaltGemeinsam besichtigten wir den "Altarstein", auf dem früher dem wendischen Rachegott "Witt" oder "Witte" geopfert worden sein soll. Anschließend stieg Gerrit mit einem Teil der Gruppe in den "Keller", während Clemens und Claudia mit den anderen einige der zahlreichen Seitengänge in näheren Augenschein nahmen. Das Gangsystem dieser Höhle ist deutlich größer und unübersichtlicher, so dass wir darauf achten mussten, dass niemand "verschwand". In abgelegenen und schwer erreichbaren Räumen entdeckten wir immer wieder schöne Tropfsteingrotten, hängende "Spaghettis" und "Makkaroni", Sinterfahnen und –becken, wir fanden Versteinerungen im Kalkfelsen und entdeckten den "Elefantenfuß".

Gruppenbild nachherGegen Abend, als viele Knie wehtaten und einige Taschenlampen schwächer wurden, traten wir den Rückweg an. Umziehen auf dem Parkplatz, Heimfahrt – diesmal auf direktem Weg -, Duschen und Essenmachen. Bald saß fast die ganze Gruppe unter Regie von Claudia beim Salat putzen, Paprika schneiden, Würstchen zerkleinern, Baguette schneiden… Trotzdem waren wir drei (Älteren) uns nachher in der Küche einig, dass die Menge im Topf trotz richtigem Rezept eigentlich nicht reichen kann. Gegenmittel: viel Wasser, Gewürz, Tomatenmark und Stoßgebet. Folge: alle wurden satt!

Nach dem recht umfangreichen Küchendienst zogen einige ins Gemeinschaftshaus zum Kicker- und Tischtennisspielen. Zum Abendabschluss erzählte Claudia "Eine kleine Küchengeschichte" und die Sache mit den "Spuren im Sand".

Einige fielen danach von selbst ins Bett, die anderen schlugen sich – wie gehabt – beim Cames-Spiel(en).

Sonntagmorgen: Eigentlich könnte man ja noch liegen bleiben. Stattdessen: Aufstehen, Frühstück, Packen, Küche säubern, Häuser auskehren und Einrichtung wieder zurückverteilen. Danach die Geschichte von "Himmel und Hölle" und gemeinsamer Freizeitrückblick. Autos packen und Häuser übergeben. Schließlich Abfahrt zur Teufelshöhle.

Diese "wohl interessanteste und schönste Schauhöhle der Fränkischen Schweiz" (laut Reiseführer) hat uns alle recht enttäuscht: Mit Musik aus Lautsprechern und bunter Beleuchtung wurden wir mit einer großen Touristengruppe auf den Weg geschickt. Es gab unterwegs zwar auch schöne Tropfstein-Formationen, aber viel mehr sprangen uns die Unarten einer Schauhöhle ins Auge: viele Bodenaufgrabungen, Höhlenverbauungen, einige künstlich gepflanzte Stalagmiten, in den Fels gesprengte und gemauerte Gänge und viel Lampenflora. Über Entstehung und Geologie der Höhle und ihrer Tropfsteine dagegen wurde nichts gesagt.

Das Abschluss-Mittagessen bei strahlendem Sonnenschein auf einer Wiese an der Wiesent stärkte uns für den langen Rest der Heimfahrt. Die Staus schienen nur auf uns gewartet zu haben. Allerdings boten sie dem männlichen Teil unserer Bus-Besatzung auch ungeahnte Möglichkeiten der Kontaktaufnahme mit holden Insassinnen auf der Nebenspur…

Nach einer letzten Pinkel-, Einkauf- und Telefonierpause kamen wir schließlich doch noch in Reinheim an – wo die wartenden Eltern bereits begannen, Wurzeln zu schlagen…

Gerrit Langenbruch

Presse-Bericht des Höhlenwochenendes

Videoclip des Höhlenwochenendes

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