Auf jeder Freizeit gibt es wohl
so ein paar Höhepunkte und Besonderheiten.
Uns kam zum Beispiel schon am zweiten Tag unsere Köchin abhanden.
Abends, beim Singen auf der Terrasse, fiel plötzlich auf, dass Inga
nicht im Haus war. Irgendjemand fand stattdessen einen Erpresserbrief in
der Küche. Bei der nachfolgenden Suche durch Feld und Wald fanden wir in
der Abenddämmerung mehrere Kleidungsstücke, die eindeutig Inga
zuzuordnen waren. Sie selber fanden wir später glücklicherweise wohl
behalten und unversehrt im Wald, wo sie bis vor kurzem noch im Dickicht
gesessen und gelesen hatte. Ihre Entführer hatte sie wohl schon vorher
selbst in die Flucht geschlagen… Der Rückweg dieser Nachtwanderung wurde
uns dann anteilig vom Wetterleuchten eines aufziehenden Gewitters
erhellt.
Das Wetter brachte unsere Pläne so manches Mal durcheinander.
Vormittags konnte die Gegend im Nebel und Nieselregen einer
tiefhängenden Wolke verschwinden, während nachmittags dann plötzlich die
Sonne schien – oder dummerweise auch mal doch nicht! So hatten wir uns
zum Beispiel (nach mehreren vergeblichen Versuchen) an einem diesigen
Morgen entschieden, zur mehreren Kilometer entfernten Burg Hohenneuffen
zu wandern, dort Mittag zu essen und ein Burgspiel zu machen. Leider
begann es dann im Laufe des Vormittags richtig zu regnen, so dass die
ganze Gruppe patschnass und verfroren auf der Burg ankam, dort ein
Regenmittagessen "in verschiedenen Gängen" einnahm, um dann wieder durch
Regen und Wind zum Heim zurückzukehren.
Dort stärkte (wiederum Inga) alle mit heißem Kaba und Honigmilch.
Anschließend lud Clemens alle ins gut geheizte Dachgeschoss zu einem
Film-Nachmittag ein. (Somit fiel das Burgspiel (Foto-Rallye) endgültig
ins Wasser. Die fertige Spielausarbeitung liegt im CVJM-Archiv und kann
bei uns ausgeliehen werden.)
Einige Tage zuvor hatten wir die Kinder ein Tagesprogramm selbst auswählen lassen. Sie entschieden sich trotz des kühlen Vormittags für eine längere Fußwanderung ins Freibad nach Oberlenningen mit anschließender Einkaufsmöglichkeit in einem richtigen Geschäft. Wir Mitarbeiter waren zwar überhaupt nicht davon angetan, bei diesen Temperaturen ins Wasser zu steigen, aber die Kinder behielten recht: Die Sonne kam zum Vorschein und es wurde ein recht gelungener Tag! – Abgesehen von der Sache mit den Schuhen: Bereits beim Frühstück hatten wir angesagt, dass für den Fußweg (auch durch den Wald) feste Schuhe nötig seien. Als wir aufbrachen, hatten einige Kinder nur Sandalen an. Kommentare: "Ich hab' keine festen Schuhe dabei." – "Meine festen Schuhe sind mir zu klein." – "In denen hier (Sandalen) kann ich gut laufen, ich knicke nicht um!" Erlebnis auf dem Rückweg: ein umgeknickter Fuß mit anschließendem Besuch beim Arzt und einem überdehnten Band.
Natürlich haben wir auch jede Menge Spiele gemacht. Mit Spielen
lernten wir uns schon am ersten Abend näher kennen, ebenso wurden uns am
Tag darauf Haus und Gelände spielerisch vertrauter. Das bekannte
Zettelsuchspiel kam zum Zuge (sehr zum Leidwesen einzelner), bei dem in
Gruppen Zettel mit Fragen im Gelände gefunden werden müssen.
Die Wasserspiele am 3. August, arteten wie üblich – und nicht ganz
ungewollt – in einer großen Wasserschlacht aus.
Die
Lagerolympiade in der zweiten Freizeitwoche brachte alle auf Trab und
das Trialturnier am Sonntag einige ins Schwitzen – die einen von der
Anstrengung und ihrem Einsatz beim Spielen, die anderen vom Maulen und
Meckern über irgendwelche Mitspieler oder Schiedsrichterentscheidungen.
Und die Dritten vom Wogen-Glätten, Erklären und Schlichten…
Mit sieben Freiwilligen starteten Clemens und Gerrit eine Frühtour bei Nieselregen im Wald. Auf schmalen Trampelpfaden ging es an der Albkante entlang, unterwegs wurde außerdem der Eingangsbereich der Falkensteiner Höhle angesehen.
Nach eifrigem Brennholz-Finden etlicher Fleißiger in der Mittagspause war genug Material für ein Lagerfeuer mit abschließendem Stockbrotbacken vorhanden. In großer Vorfreude wurden schon den halben Nachmittag die "Stockbrotstöcke" geschnitzt und entrindet.
Der Wohlfühlabend schuf zwar in Vorbereitung und Aufbau ein bisschen Hektik, belohnte aber den Aufwand mit einer Begrüßungsbowle und verschiedenen Möglichkeiten der Entspannung. Man konnte sich massieren lassen oder an einer Traumreise teilnehmen. Es gab auch die Möglichkeit in der Bücherecke zu schmökern, sich die Füße waschen und kneten zu, lassen ein Bohnenfußbad zu nehmen oder Mandalas zu malen.
Die Erfolge verschiedener Bastelarbeiten konnten sich auch diesmal wieder sehen lassen. T-Shirts wechselten Farbe und Aussehen, Lederschmuck entstand und wurde gleich genutzt, aus großen Versandrollen entstanden bunt verzierte "Regenmacher" und Blumentöpfe konnten bemalt werden.
Vier Projekte boten wir an, von denen die Kinder eines auswählen
konnten.
Martin fertigte mit seiner Gruppe aufwendig gestaltete Marionetten. Erst
mussten Wollknäuel als Körper gebastelt werden, die Köpfe wurden aus
Papiermaché geformt und dann bemalt. Schließlich wurden sämtliche Teile
mit dünnem Faden zusammengefügt beziehungsweise aufgehängt.
Bei Clemens wurde eine Geschichte erst ausgedacht, dann als Drehbuch
ausformuliert, aufgeschrieben und gefilmt.
Sebastian
und Gerrit bearbeiteten mit ihren Leuten geologische Besonderheiten der
Schwäbischen Alb und erkundeten dann mit der entsprechenden Ausrüstung
eine wilde Höhle bei Grabenstetten. Manchen Kindern war nur mit der
Taschenlampe in der über vierhundert Meter langen Höhle nicht immer ganz
wohl, aber alle schlugen sich tapfer. Recht mühsam war der Aufstieg über
einen steilen Hang zum Höhleneingang.
Zwölf Tage begleitete uns der biblische David – beziehungsweise wir
ihn. Häufig trat er persönlich auf. Wir waren bei seiner Salbung zum
König durch den Propheten Samuel dabei und ebenso, als König Saul einen
Speer nach ihm schleuderte, um ihn zu töten. Glücklicherweise traf er
nicht… wir hätten einen Mitarbeiter verloren.
Zum Bergfest nach der Hälfte der Freizeit wurde David feierlich in sein
Amt als neuer König eingeführt. Einige Leute aus dem (all-)gemeinen Volk
trugen zur musikalischen wie auch kulinarischen Ausschmückung und
Abrundung dieser Krönungsfeierlichkeiten bei. Denn die vierte
Projektgruppe hatte mit Claudia und Stephi anderthalb Tage lang ein
Mehr-Gänge-Menü für Hofstaat und Volk gezaubert.
Wir
lernten allerdings nicht nur Davids gute Seiten kennen, sondern auch
seine negativen. Fast hautnah erlebten wir mit, wie er eine junge Dame
beim Baden mehr als nur beobachtete – und sie mit List und Tücke zu
seiner Frau machte. Ihren eigentlichen Mann ließ er umbringen.
Wir bekamen mit, wie Gott, dem David fast sein Leben lang vertraute,
gerecht, aber hart über David urteilte. Als David seine Fehler erkannt
und bereute, wurde ihm von Gott vergeben.
Ein Teil der David-Geschichte wurde übrigens in kleinen "Bibelgruppen"
bearbeitet, in denen dann auch Gelegenheit war, manches nachzufragen
oder zu vertiefen.
Am
Sonntagmorgen feierten wir einen Gottesdienst mit Regenschirmen. Und das
im Trockenen! Ist uns Gott so "wichtig", wie ein Regenschirm, den wir in
der Straßenbahn liegen lassen?
Ist Gott wie ein Eis-Schirmchen – so als Verzierung für unser Leben?
Oder ist Gott so eine Art Sparschirm? Na ja, ein Schirm eben, an dem am
ganzen Stoff gespart wurde, so dass er uns nicht beschützen kann?
Oder ist Gott für mich wie ein großer Schirm, von dem garantiert wird,
dass er sturmsicher ist? Dann ist Gott einer, der bei Sturm nicht
davonfliegt oder umgekrempelt wird! Dann ist Gott ein Gott, der mich
beschützen will, egal wie stürmisch es in meinem Leben zugehen mag!
Irgendwann geht jede Freizeit zu Ende – auch diese. Mit einem bunten Programm am Abschlussabend und vielen Siegerehrungen schien der letzte Freizeithöhepunkt gekommen zu sein.
Das allerletzte große Erlebnis überraschte uns am folgenden Tag nach der Ankunft in Reinheim: Gerade war der Reisebus abgefahren, begann es zu gewittern und zu stürmen. Wir konnten uns und unser Gepäck gar nicht so schnell unter einem Vordach sammeln, wie wir nass wurden. Vorgeduscht und ordentlich eingeweicht wurden wir dann nach und nach von unseren Eltern abgeholt…
Gerrit Langenbruch