Wort für den Monat Februar 2003

Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt. (Römer 8,28)

Anders als heutige Kinder bin ich als Kind noch verhauen worden. Von beiden, Papa und Mama. Von Mama wohl noch öfter, weil Papa nicht immer daheim war. Einmal ging sogar ein Kochlöffel dabei zu Bruch. Brutale Eltern?

Keineswegs! "Glaub doch nicht, dass es mir Spaß macht, dich zu hauen," hat meine Mutter einmal gesagt, "ich möchte am liebsten mitheulen." – "Ei warum haust du mich dann?" – "Weil ich dich lieb habe. Es tut mir weh, wenn ich sehe, was du alles anstellst, und ich will doch, dass du mal ein anständiger Mensch wirst."

Der Erfolg hat scheint's meiner Mutter Recht gegeben, auch wenn modernen Eltern darüber die Haare zu Berg stehen.

Ich will mich nicht für die Prügelstrafe stark machen. Schon gar nicht für brutale Kindesmisshandlungen. Aber ich habe durch meine Erziehung gelernt, dass mütterliche und väterliche Liebe durchaus mit Strenge und Prügeln zu vereinbaren sein kann. Das hat mir in meinem Leben viel geholfen.

Ich möchte den Monatsspruch für Februar einmal unter diesem Gesichtspunkt betrachten: Gottes Vaterliebe schließt nicht aus, dass er mir ab und zu auf die Finger haut. Er meint es doch gut mit mir. Er will, dass auch bei mir "alles zum Guten führt".

Das 8. Kapitel des Römerbriefs handelt davon, was es bedeutet, dass wir Gottes Kinder sind: Er hat uns seinen Geist gegeben, der uns beten lehrt. Er führt alles zum Guten. Nichts kann uns von seiner Liebe scheiden.

"Was böse scheint, ist gut gemeint. Er ist doch nimmermehr mein Feind und gibt nur Liebesschläge." (Gesangbuch 374,4).

Gott kann aber nur dann alles zum Guten führen, wenn ich mich führen lasse. Wenn ich trotz der "Liebesschläge" nicht gegen ihn auflehne, sondern ihn liebe, so wie ich trotz ihrer Schläge Papa und Mama geliebt habe und immer noch liebe.

Ich weiß, ich bin altmodisch. Heute denkt und handelt man anders. Aber es hat mir bei vielen Schicksalsschlägen geholfen, dass ich Gottes Liebe mit meinem tatsächlichen Ergehen vereinbaren konnte.

Heinrich Tischner