Ausflug des CVJM-Erwachsenenkreises nach Seligenstadt am 20.07.2003

Wer sich etwas im Odenwald auskennt, der hat auch schon von der Einhards-Basilika in Steinbach bei Michelstadt gehört. Vielleicht hat er sie sogar schon besucht. Einhard, ein Schreiber und Berater Karls des Großen, erhielt im Jahre 815 - also vor 1188 Jahren! - von einem Sohn Karls des Großen Gebiete bei Michelstadt und am Main. Er ließ in Steinbach bei Michelstadt die Basilika bauen, um dort die Gebeine der Märtyrer und Heiligen Marcellinus und Petrus beizusetzen. Bei dem Heiligen Petrus handelte es sich nicht um den Apostel Petrus, sondern um einen Priester, der wohl um 300 gelebt hat. Er wurde als Teufelsaustreiber bekannt. Beide wurden im Jahr 304 vom römischen Kaiser Diokletian ermordet und später von der kath. Kirche heilig gesprochen.

Der Sage nach hatte Einhard aber sehr bald den Eindruck, dass die Gebeine besser an einem anderen Ort verehrt würden. So ließ er dazu die Basilika im heutigen Seligenstadt bauen. Sie ist die größte Basilika aus dieser Zeit nördlich der Alpen, in der heute noch (katholischer) Gottesdienst gefeiert wird. Seit dem Jahre 830 ist ein Kloster in Seligenstadt durch Urkunden nachgewiesen, in dem Heilige verehrt wurden.

Das Kloster wurde im Jahre 1803 geschlossen. Die Basilika und auch der ehemalige Klostergarten sind aber heute noch erhalten und sehenswert. Außerdem ist Seligenstadt als Ganzes ein kleines schönes Städtchen am Main, das auch auf Touristen eingestellt ist.

Zu dritt waren wir als CVJM-Erwachsenenkreis in Seligenstadt. Zuvor hatten wir einen Gottesdienst in Harreshausen besucht, der von Pfarrer Greifenstein geleitet wurde, bekannt vom "Pfarrer-Kabarett". Pf. Greifenstein erläuterte den Predigttext vom Auszug des Abram mit einem Zwiegespräch zwischen Esel und Schaf (als Handpuppen), wobei es vor allem darum ging, was "Segen" bedeutet: Ein sehr gutes Gefühl z.B. nach einer Versöhnung.

Seligenstadt erreichten wir kurz vor 12 Uhr und machten zunächst einen kleinen Stadtbummel, vorbei an der Kaiserpfalz und dem Wehrturm am Main zum Marktplatz. Wir standen gerade vor dem alten "Einhardshaus" und besahen uns die ausgestellten Zinnsoldaten - da krachte gerade mal 20 m weiter eine große Blumenampel auf die Straße (zum Glück ohne weitere Schäden).

Wir gingen am Rathaus vorbei zum Romanischen Steinhaus, in dem - wenn wir es richtig verstanden haben - Kaiser Barbarossa 1188 einen Hoftag abhielt.

In einem großen Festzelt am Main, das reihum von einigen Vereinen bewirtschaftet wird, aßen wir Würstchen und Spießbraten. Da kam auch schon ein großes Ausflugsschiff von Frankfurt an und spuckte seine über hundert Gäste aus.

Es war sonnig und sehr heiß, der bis dahin wärmste Tag des Jahres. Nach einer kurzen Mittagsrast auf einer schattigen Bank gegenüber dem Fähranleger schaukelte uns dann dieses Schiff eine knappe Stunde behutsam auf dem Main. Es ging mainabwärts bis vor die
Krotzenburger Schleuse und zurück. Unterwegs sahen wir bei Kahl das älteste Kernkraftwerk in Deutschland, das seit vielen Jahren still gelegt ist und zur Zeit als erstes Kernkraftwerk abgebaut wird, und in Groß-Krotzenburg ein großes Kohlekraftwerk.

Anschließend setzten wir uns in die angenehm kühle und sehr schöne Basilika. Nach vielen Umbauten im Inneren wurde sie räumlich vor 50 Jahren wieder so gestaltet, wie sie wohl ursprünglich ausgesehen hat: Ein hohes Mittelschiff und zwei niedrigere Seitenschiffe, alle mit flachen Holzdecken. Allerdings blieb die barocke Einrichtung weitgehend erhalten.

Wir lauschten einer dunklen Frauenstimme, leise von einer Orgel begleitet, durch die herrliche Akustik wunderbar.

Im Klostergarten, gleich am Main-Ufer, aber von einer hohen Mauer umgeben, interessierten uns vor allem die vielen Küchenkräuter und Heilpflanzen. Auch gefährliche Giftpflanzen wie Tollkirsche, Bilsenkraut und Schwalbenwurz waren darunter. Die Dosis macht's eben, ob ein Stoff giftig oder heilsam ist. Durch ein Sortiment von Duftpelargonien konnten wir uns hindurch riechen, und viele verschiedene Obstsorten kann man im Garten kennen lernen. Duftpelargonien wurden auch zum Kauf angeboten. Wir haben eine erstanden und auch gleich Stecklinge gemacht. Wer Interesse hat möge sich melden. Im Klostercafé, das von einem gemeinnützigen Verein bewirtschaftet wird, aßen wir Kuchen bzw. Schmalzbrot und erhielten auch Infomaterial. (Wer noch mehr sehen möchte, hat dazu in einem Museum nebenan Gelegenheit.) Nach einem schönen, erholsamen Sonntag waren wir dann gegen 18 Uhr wieder in Ueberau.

G.-A. Langenbruch