Bibellesen, leicht gemacht

Max und Moritz, Herkules und Frankenstein, Mickymaus und Asterix kennt jedes Kind. Aber auch Jakob und Esau, Simson, Goliath, Bileams Esel und Paulus?

Bibellesen leicht gemacht

Eine Fülle neuer Hilfsmittel wollen auch Kindern und Anfängern im Glauben das tägliche Bibellesen erleichtern:

Nähere Informationen dazu findest du bei der Deutschen Bibelgesellschaft.

1. "Wo steht denn das nur?"

Problem: Da sucht jemand einen Taufspruch für sein Patenkind. "Wie war das noch? »Wir wissen, dass denen die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen.« Wo steht das?" Lösung: Schlag nach in einer Konkordanz! Das ist ein Buch, in dem alle wichtigen Stichwörter der Bibel mit Stellenangabe aufgeführt sind. Man sieht also nach unter dem Stichwort "lieben" oder "dienen".

2. "Das verstehe ich nicht!"

Auch die verständlichste Bibelübersetzung, auch die modernsten Hilfsmittel können nicht alle Probleme der Bibel. lösen. (Es wäre auch ein bisschen dürftig, wenn man die Bibel auf Anhieb verstehen könnte; da steht halt mehr drin, als man beim ersten Mal kapieren kann.)

Wer sagt denn, dass man die Bibel allein lesen muss? Tu Dich mit anderen zusammen und lest die Bibel gemeinsam!

3. Wie liest man die Bibel?

Ein Fernkurs für Anfänger

Man hat heute manchmal den Eindruck, als müsste man Theologieprofessor sein, um die Bibel verstehen zu können: Es komme drauf an, die heilige Schrift aus ihrer damaligen Situation heraus zu verstehen. Dazu muss man natürlich erst mal Professor sein, denn wer kennt sich denn so genau in der Geschichte des Alten Orient aus? Wer kennt denn so genau die Lebensumstände der damaligen Menschen?

Ich frage mich aber: Wozu der ganze wissenschaftliche Firlefanz? Hunderte von Generationen vor uns haben die Bibel auch ohne dieses Wissen verstanden, weil sie nicht gefragt haben: Was war damals?, sondern: Was hat mir die Bibel heute zu sagen? – Es müsste also möglich sein, das Buch der Bücher ohne gelehrtes Brimborium so zu lesen, dass mir klar wird: Hier geht es nicht um Kain oder Saul oder Elia oder Johannes, sondern hier geht es um mich.

Trotzdem gibt es einige Dinge, die hilfreich sind zu wissen, und die man beim Bibellesen beachten sollte:

a) Lies die Bibel nach Plan.

Gerade dem Anfänger empfiehlt es sich, nicht einfach die Bibel aufzuschlagen und Kapitel für Kapitel durchzuackern, weil er sonst leicht die Lust verliert, wenn er überhaupt nichts mehr versteht. Denn nicht jedes Wort in der Bibel ist gleich wichtig.

Luther hat uns gelehrt, dass die Mitte der heiligen Schrift Jesus Christus ist. Und wo eine Mitte ist, da gibt es auch einen Rand; manche biblischen Bücher wie das Buch Esther oder der Prediger sind ziemlich weit von dieser Mitte entfernt.

Außerdem müssen wir bedenken, dass Gott durch dieses Buch zu allen Menschen reden will. Es gibt also durchaus wichtige Stellen, die mir persönlich gar nichts sagen und für andere Menschen von höchster Bedeutung sind. So tolerant sollten wir beim Bibellesen sein, dass wie dies berücksichtigen: Gott redet nicht nur zu mir, sondern auch zu anderen; Er redet nicht nur heute, sondern Er hat zu allen Zeiten gesprochen.

Der Judasbrief im Neuen Testament scheint für uns heute unwichtig zu sein; es gab aber Zeiten, da war er höchst aktuell.

Ich darf also nicht meine eigenen Interessen zum alleinigen Maßstab für den Wert der Bibel machen. Vielmehr will die Bibel der Maßstab für mich selbst, mein Tun, Reden und Denken sein.

Weil das so ist, gibt es Bibellesepläne, sogar mit der katholischen Kirche gemeinsam. Hier werden die wichtigsten Texte der Bibel aufgeführt, und zwar so, dass die vier Evangelien in vierjährigem Wechsel drankommen, die übrigen Bücher je nach Bedeutung mehr oder weniger oft. Auf diese Weise kommt der treue Bibelleser im Laufe der Zeit auch durch die ganze Bibel, ohne sich wochenlang mit schweren oder unwichtigen Texten herumquälen zu müssen.

Da diese Bibellese-Pläne in gleicher Weise für alle Christen gelten, sind wir auch im "stillen Kämmerlein" im Lesen der heiligen Schrift mit anderen Christen verbunden und nicht auf uns allein gestellt.

b) Lies die Bibel im Zusammenhang.

Ältere Pläne, die heute noch gültige Abendlese und die Herrnhuter Losungen lesen die biblischen Bücher nicht im Zusammenhang, sondern behandeln wichtige Abschnitte oder Bibelverse als unabhängige Einheiten.

Dies ist bei vielen Bibeltexten ohne weiteres möglich, weil zum Beispiel die Worte der Propheten oder die Worte und Taten Jesu ursprünglich ohne Zusammenhang mit anderen Sprüchen überliefert und erst spät in einem biblischen Buch zusammengefasst wurden.

Tatsächlich aber kann man eine Bibelstelle nur aus ihrem Zusammenhang heraus verstehen. Reißt man sie aus ihrem Zusammenhang heraus, entstehen mitunter groteske Missverständnisse.

In einem alten Trauregister las ich bei der Trauung eines Müllers mit einer Müllertochter als Trauspruch den Vers "Nimm die Mühle und mahle Mehl." Für so einen Fall anscheinend der ideale Trauspruch, dachte ich zuerst. Als ich aber die Stelle in der Bibel nachschlug, sträubten sich mir die Haare: "Herunter, Jungfrau, du Tochter Babel, setze dich in den Staub… Nimm die Mühle und mahle Mehl…" Also keine Dienstanweisung für ein Müllerpaar, sondern eine tiefe Demütigung: Die stolzen Einwohner von Babel müssen Sklavendienste leisten. – Hoffentlich kam das Brautpaar nicht auf die Idee, ihren Trauspruch in der Bibel nachzuschlagen. Sonst hätten sich ihnen auch die Haare gesträubt.

c) Die Bibel legt sich selbst aus.

i. zuverlässige Übersetzung

Dieser alte Grundsatz der Reformatoren gilt auch heute. Dazu braucht man also kein langwieriges Studium, keine teuren Hilfsmittel, keine Kenntnis des neusten Forschungsstandes, sondern allein eine zuverlässige und genaue Bibelübersetzung.

Zu diesem Zweck ist die "Gute Nachricht" wenig geeignet. Sie ist ein hervorragendes, leicht verständliches Hilfsmittel zum ersten Kennen lernen Für den, der tiefer in die Geheimnisse der heiligen Schrift eindringen will, ist sie nicht genau genug. Hier ist die Lutherbibel brauchbarer; am zuverlässigsten und genausten ist die reformierte Zürcher Übersetzung.

ii. Bibelstellen vergleichen

Was besagt nun dieser Grundsatz "Die Bibel legt sich selbst aus"? Man kann mit einiger Kenntnis den Sinn vieler unverständlicher Bibelstellen mit anderen Bibelstellen verdeutlichen.

So kann man die oben erwähnte "Tochter Babel" mit der bekannteren "Tochter Zion" vergleichen und kommt ganz schnell drauf, dass es sich nicht um Mädchen, sondern um die Einwohnerschaft von Babel und Zion = Jerusalem handelt.

Konkordanz

Wie findet man aber die dazugehörigen Stellen? Dazu braucht man noch nicht mal eine Konkordanz, denn in jeder besseren Bibel (auch in der "Guten Nachricht") stehen Angaben, wo man ähnliche Aussagen findet (so genannte Parallelstellen).

Parallelstellen

Wie findet man Bibelstellen mit ähnlichem Inhalt? In jeder besseren Bibelausgabe. stehen diese Stellen als sog. Parallelstellen verzeichnet.

So stehen bei Matthäus 13,3-23 unter der Überschrift "Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld" zwei Stellen bei Markus und Lukas. Dort finden wir ebenfalls dieses Gleichnis und können aus dem Vergleich der drei Fassungen wertvolle Erkenntnisse gewinnen.

Weiter finden wir zu Vers 12 ("Wer da hat, dem wird gegeben werden") drei weitere Stellenangaben, die zeigen, dass dieser Satz von Jesus bei verschiedenen Anlässen gebraucht wurde.

Die Parallelstellen-Angaben sind also wertvolle Hilfen für die Bibelauslegung.

Anhang der Bibel

Es empfiehlt sich auch, von Zeit zu Zeit einen Blick in den Anhang zu werfen, der jeder Bibelausgabe beigefügt ist, und der Worterklärungen, Landkarten und eine Zeittafel enthält und vieles besser verstehen hilft. Zusätzliche kostspielige Hilfsmittel sind also für den Anfänger im Bibellesen nicht nötig. In der Bibel selbst steht alles, was man wissen muss, um sie zu verstehen.

d) Lies die Bibel mit dem Rotstift -

aber nicht, um alles durchzustreichen, was dir nicht passt, sondern um wichtige Stellen anzustreichen. Man braucht sich dann nur noch ungefähr zu merken, wo der Vers steht, und findet ihn dann ohne längeres Suchen. Das setzt natürlich bereits einige Übung voraus.

Die meisten Bibelausgaben kommen dem bereits dadurch entgegen, dass sie wichtige Verse im Druck hervorheben. Das entbindet natürlich den Bibelleser nicht von der Aufgabe, die Stellen zu unterstreichen, die er persönlich für wichtig hält.

e) Präge dir diese Kernstellen ein.

Auswendiglernen gehört leider nicht zu den Stärken unserer Zivilisation. Für das Verständnis der Bibel, die sich ja selbst auslegen soll, ist es aber unerlässlich, die einschlägigen Abschnitte nicht nur einmal gelesen zu haben, sondern nach Möglichkeit wortwörtlich aufsagen zu können.

Denn nur das, was wir auswendig können, kann uns wirklich in Fleisch und Blut übergehen. Ein Bibeltext aber, der nur in der Bibel abgedruckt ist, kann uns nicht helfen, wenn es drauf ankommt.

Es wird daher wichtig sein, uns solch eine eiserne Ration an Bibelversen zuzulegen, wenn wir wirklich aus der Bibel leben wollen.

4. Die drei Schritte beim Bibellesen

Um nun systematisch mit der Bibel arbeiten zu können, empfiehlt es sich, beim Lesen in drei Schritten vorzugehen:

1. Schritt: Was empfinde ich, wenn ich diesen Text lese?

Was freut oder ärgert mich daran? Was verstehe ich nicht? Was halte ich für besonders wichtig?

2. Schritt: Was steht denn eigentlich da?

Hier muss ich mir die Mühe machen, herauszufinden, was mit diesem Abschnitt gemeint ist. Wie erfahre ich das?

  1. Text mehrmals lesen und dabei versuchen, die Fragen, die mir gekommen sind, zu beantworten.
  2. Parallelstellen aufschlagen und nachlesen. So wird mir manches klar, was ich beim ersten Lesen nicht verstanden habe.
  3. Im Anhang nachgucken. Stehen da Erläuterungen drin? Wo liegen die Orte, von denen die Rede ist?
  4. Zusammenhang beachten. Viele Bibelabschnitte stehen nicht zusammenhanglos im Buch der Bücher sondern die hier beschriebene Geschichte hat eine Vor- und Nachgeschichte.
    Beispiel: Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter Lukas 10,30-35) ist nach V. 25-29 Teil einer Unterweisung Jesu über das wichtigste Gebot "Liebe Gott und deinen Nächsten". Gleich darauf folgt die Geschichte von der nimmermüden Hausfrau Martha und der stillen Zuhörerin Maria, der Jesus bestätigt, dass es nicht nur auf das Handeln, sondern auch aufs Hören ankommt. Wie diese Maria ein Beispiel für die Gottesliebe ist, so ist der Samariter ein Beispiel für die Nächstenliebe. Das erkennen wir aber nur, wenn wir den Zusammenhang beachten.

3. Schritt: Was sagt mir dieser Abschnitt?

Die Frage kann ich erst jetzt richtig beantworten, wenn ich verstanden habe, was überhaupt dasteht. Viele Fehler in der Auslegung werden deshalb gemacht, weil der 2. Schritt übersprungen wird.

5. Verschiedene Möglichkeiten der Auslegung

Wenn wir versuchen, die 2. Frage zu beantworten, so merken wir immer wieder, dass der Text in vielen Fällen nicht so wörtlich gemeint ist, wie er dasteht.

Wir merken also, dass es verschiedene Möglichkeiten zu verstehen gibt:

a) Die textbezogene Auslegung

Sie ist das A und das O allen Umgangs mit der Bibel. Ehe ich nicht weiß, was dasteht, kann ich keine Schlüsse für mich selbst und andere ziehen.

Dabei müssen wir all das beachten, was in den bisherigen Folgen dieser Serie gesagt war, wie: Zusammenhang berücksichtigen, unverständliche Ausdrücke verstehen lernen usw.

Dazu kommen noch andere Gesichtspunkte:

i. Ist der Text wörtlich zu verstehen?

Dies wird bei den meisten Erzählungen der Fall sein, ferner bei Reden, die keine Bilder verwenden sowie bei den Briefen des Neuen Testaments.

ii. Handelt es sich um uneigentliche Redeweise?

Gebraucht die Bibel Bilder oder Vergleiche, meint sie das ernst oder ironisch? Dies lässt sich nicht immer eindeutig sagen. Es ist also möglich, manche Texte wörtlich und im übertragenen Sinn zu verstehen.

Ein Beispiel dafür sind die zusammenhängenden Geschichten von der Speisung der 5000 und vom Seewandel Jesu (Markus 6,30-52), die man wörtlich verstehen kann als Berichte von Wundern Jesu und in übertragenem Sinn als ein Gleichnis für das christliche Leben: Jesus verkündigt den Menschen die frohe Botschaft und teilt mit Brot und Fischen, eine Art Abendmahl aus; dann "treibt" Er die Jünger aufs Meer = vom Sonntag in den Alltag, wo sie gegen Schwierigkeiten ankämpfen müssen. Jesus bleibt zurück, um auf einem Berg zu beten = Er ist im Himmel bei Gott. Wenn Er den Jüngern auf dem Meer so begegnet, dass sie meinen, es sei ein Gespenst, so ist damit bildlich ausgedrückt, dass Jesus zwar nicht mehr körperlich, aber im Geist bei den Christen ist wobei man zwischen 'Geist' und 'Gespenst' deutlich unterscheiden muss.

Beide Deutungen, die wörtliche und die bildliche, kann man nicht voneinander trennen. Man darf die Geschichte nicht bloß bildlich verstehen, als seien die Wunder gar nicht passiert. Aber wenn wir sie nur wörtlich nehmen und uns überlegen, wie denn Brotvermehrung und Seewandel möglich sein können, kommen wir auf Abwege und haben die beiden den Geschichten nicht richtig verstanden.

Es zeugt von der unerschöpflichen Weisheit Gottes, wenn ein Bibeltext nicht eindeutig zu erklären ist und mehrere Möglichkeiten offen lässt. Das ist keine Schwäche, keine mangelnde Ausdrucksfähigkeit, sondern Absicht. Gott ist nun mal größer als unser Verstand und lässt sich nicht auf eine einfache Formel bringen.

iii. Handelt es sich um verschlüsselte Bilder?

Wenn Jesus in Matthäus 6 von Vögeln und Blumen redet, so ist leicht einzusehen, dass Er sie in ihr Sorglosigkeit als Vorbild für uns hinstellt.

Sehr viel schwerer sind die Bilder zu deuten, die z.B. die Offenbarung gebraucht. Hier handelt es sich nicht um einleuchtende Vergleiche, sondern um verschlüsselte Bilder, die nur Eingeweihten verständlich sind. Wie in einer Fremdsprache braucht man fast ein Wörterbuch, damit man die Bilder verstehen kann. Das zugehörige Lexikon aber das Alte Testament.

So ist das in Offenbarung 13,1-10 beschriebene "Tier" kein Fall für Zoologen, sondern wie in Daniel 7 Symbol für ein Weltreich, in diesem Fall für das römische. Oder mit 'Babel' in Offenbarung. 17 ist nicht die sprichwörtlich sündige Stadt am Euphrat, sondern das gottlose heidnische Rom gemeint.

So etwas kann man nicht ahnen, das muss man wissen. Es ist daher dringend davon abzuraten, die Offenbarung ohne Sachkenntnis auf eigene Faust auszulegen, weil sonst die Gefahr besteht, dass man der Phantasie zu sehr freien Lauf lässt und die Grundlage für eine neue Sekte legt, als ob es nicht schon viel zu viele davon gäbe. Die Offenbarung ist das einzige Buch der Bibel, dessen Deutung man Fachleuten überlassen muss. Selbst Luther hat vor diesem schweren Buch kapituliert.

b) Die christusbezogene Auslegung

Oft wird im Neuen Testament eine Stelle des Alten so ausgelegt wird, als sei da von Christus die Rede. Als Christen können wir das Alte Testament nur im Lichte der Christus-Offenbarung verstehen und nicht so tun, als wüssten wir davon nichts und als müssten wir den ersten Teil der Bibel aus sich selbst heraus verstehen.

Luther sagt sogar, Christus sei die Mitte der ganzen heiligen Schrift, und beurteilt auch die einzelnen Schriften des Neuen Testaments danach, ob sie "Christum treibet" oder nicht.

Für ihn ist daher nicht jedes Bibelwort gleich wichtig. Es gibt wichtige und unwichtige Verse, wichtige und unwichtige Bücher. Zu den wichtigen Schriften gehört für Luther der Römerbrief, zu den unwichtigen der Jakobusbrief (weil er dem Römerbrief widerspricht), der Judasbrief (weil er bloß über Irrlehrer schimpft) und die Offenbarung (weil sie nicht den gnädigen, sondern den zornigen Gott verkündigt).

Wir müssten also uns bei jedem Bibeltext fragen: Ist in ihm von Christus und der durch Christus offenbarten Liebe Gottes die Rede? Wohin muss ich diesen Text einordnen: in die Mitte oder an den Rand?

Maßstab für wichtig und unwichtig in der Bibel ist also nicht unser Geschmack und unser Urteil, sondern allein die Frage, ob Christus und die Liebe Gottes zur Sprache kommen.

c) Die hörerbezogene Auslegung

Jede Bibellektüre muss damit enden, dass ich mich frage: "Was will Gott mir damit sagen?" Anders habe ich den Text nicht verstanden, denn er will nicht von vergangenen Zeiten erzählen, sondern durch ihn will Gott zu mir sprechen.

Und was ist, wenn ich die Stimme Gottes nicht höre? Dann muss das nicht daran liegen, dass Gott mir nichts sagt; eher ist anzunehmen, dass ich nicht genau genug hingehört habe. Hatte ich den Kopf so voll mit anderen Sachen, dass ich gar nicht merkte, dass Gott von mir was wollte? Gott redet nicht mit Donnerstimme, sondern so leise, dass man ganz genau hinhören muss.

Heinrich Tischner