25 Jahre Oikocredit Förderkreis Hessen-Pfalz

Über Oikocredit, der ökumenischen Kreditgenossenschaft, die viele Anleger in West-Europa hat und viele günstige Kredite an Genossenschaften und Einzelpersonen in der Zweiten und Dritten Welt vergibt, wurde im Glühwürmchen schon oft geschrieben.

Jeder kann in Deutschland über einen regionalen Förderkreis Anteile zum Wert von je 200,- Euro erwerben. Auch unser CVJM Reinheim hält Anteile, einzelne Mitglieder halten zusätzlich weitere Anteile. Unser Förderkreis besteht in diesem Jahr 25 Jahre und dazu wurde die diesjährige Hauptversammlung am 8. Mai in Neu-Isenburg mit einem kleinen Rückblick auf die Anfänge und einem ökumenischen Gottesdienst verknüpft.

Ein Gründungsmitglied berichtete von den hohen ethischen Zielen, aber auch den handfesten Schwierigkeiten, die den Anfang begleiteten: Einerseits tragen wir Verantwortung für das Geld, das wir bei einer Bank oder Sparkasse einzahlen. Wozu wird es von dort eingesetzt? Dient es Zwecken, die wir gut heißen? Andererseits muss man doch fragen, warum Menschen in Entwicklungsländern nur Spenden erhalten sollen. Warum sollen sie nicht selbst Verantwortung übernehmen, die Voraussetzungen dafür bekommen, sich selbst zu helfen, einen Kredit bekommen, den sie mit geringen Zinsen in einer vereinbarten Frist zurückzahlen müssen?

Oikocredit, damals noch ECDS genannt, war ein risikoreicher Versuch. So risikoreich, dass eine Landeskirche ihren Kirchengemeinden verbot, Genossenschaftsanteile zu erwerben, denn es war ja nicht auszuschließen, dass das Experiment misslang und das eingelegte Geld verloren ging. Außerdem sah man keine Ergänzung, sondern eine Konkurrenz zu den kirchlichen Hilfswerken auf Spendenbasis wie etwa Brot für die Welt. Nach etwa 6 Jahren wurde dann die EKHN (Ev. Kirche von Hessen und Nassau) selbst Mitglied.

Heute kann Oikocredit auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Der Förderkreis hat zur Zeit 835 Mitglieder, darunter vier katholische Bistümer, zwei evangelische Kirchen, über 250 Kirchengemeinden und Kirchenkreise, 32 Gruppen und fast 550 Einzelpersonen und Paare. Sie haben zusammen ein Kapital von fast 4 Millionen Euro eingezahlt und entgegen dem viel beklagten Trend sind auch im vergangenen Jahr die Einlagen gewachsen (um über7 %).

Insgesamt gibt es 35 solcher Oikocredit-Förderkreise, die über 75 % des Gesamtkapitals von Oikocredit einbringen. Oikocredit konnte im vergangenen Jahr Kredite von insgesamt 29 Millionen Euro vergeben, davon gingen etwa je 4 Millionen nach Afrika und Asien, 7 Millionen blieben in Europa (z.B. Bulgarien, Ukraine) und 13 Millionen gingen nach Lateinamerika. Zur Zeit sind insgesamt Kredite von ca. 100 Millionen Euro vergeben.

In einem sehr interessanten Vortrag von Klaus Heidel von der Werkstatt Ökonomie e. V. in Heidelberg wurden einige Tendenzen und Folgen der Globalisierung behandelt: Der Welthandel ist im Zeitraum 1990 bis 2000 stark angestiegen, aber von den Entwicklungsländern haben vor allem sieben Länder in Ostasien profitiert, dazu einige in Lateinamerika, aber keine in Afrika. Afrika ist für den Welthandel beinahe uninteressant geworden, wären da nicht wichtige Bodenschätze. Nach Afrika fließen auch nur wenige Direktinvestitionen und diese Tendenz ist weiter sinkend.

Ein Drittel des Welthandels läuft innerhalb der globalen Konzerne ab, ist kaum zu erfassen und wird ausschließlich firmen politisch gesteuert. Global steigt die Kluft zwischen reich und arm, und auf den Welthandelskonferenzen diktieren die Industrieländer die Bedingungen für weitere Verträge. Nur in Ostasien ist die Armut in den neunziger Jahren deutlich zurückgegangen.

Leider wurde die wichtigste Frage in diesem Vortrag noch nicht beantwortet: Sind wir der Globalisierung ausgeliefert? Dazu sollen uns noch einige Leitgedanken zugeschickt werden.

G.-A. Langenbruch