Nun mi lernas… Esperanto

Wie schon aus der Überschrift zu erkennen, ist Esperanto eine leichte Sprache. Hast du verstanden, was der Titel bedeutet? 'Jetzt lerne ich Esperanto.'

Diese Sprache wurde in den 1880er-Jahren von dem jüdischen Augenarzt Dr. Ludwig Zamenhof als internationales Verständigungsmittel entwickelt. Etwa 8 Millionen Menschen können Esperanto.

Damit du eine Vorstellung hast, wie das klingt, hier ein kleines Weihnachtslied:

Abio vi, abio vi, Tanne du, Tanne du,
kun foliar' fidela! mit Blättern treu!
Vi estas verda en somer', Du bist grün im Sommer,
kaj en la vintra neĝveter'. und im winterlichen Schneewetter
Abio vi, abio vi, Tanne du, Tanne du,
kun foliar' fidela! mit Blättern treu!

Hast du das Lied erkannt? Für Esperanto musste man es etwas umformulieren, damit es zur Melodie passte.

Dieser Text ist nicht mehr so einfach zu verstehen. Esperanto ist nämlich eine Mischung aus verschiedenen europäischen Sprachen und enthält selbstverständlich auch deutsche Wörter. Zum Beispiel in diesem Lied: somero, vintra, vetero.

Das Faszinierende an Esperanto ist, dass es einfache Regeln und keine Ausnahmen hat:

  • Alle Substantive enden auf o: abio, foliaro, somero, vintro, neĝvetero 'Tanne, Blätter, Sommer, Winter, Schneewetter'

  • Alle Adjektive enden auf a: fidela, verda, vintra 'treu, grün, winterlich'. Du kannst also aus somero ganz einfach das Wort für 'sommerlich' bilden: somera. Und aus verda das Wort für 'das Grün': verdo.

  • Da wo wir sagen: Ich bin, du bist, er ist, sie ist, es ist – wir sind, ihr seid, sie sind sagt der Esperantist gleichmäßig: Mi estas, vi estas, li estas, ŝi estas, ĝi estas – ni estas, vi estas, ili estas und dazu oni estas 'man ist', estu 'sei', esti 'sein', estis 'war', estos 'wird sein', estus 'sei, wäre, könnte sein'.

Das geht nicht nur mit esti, sondern mit jedem anderen Verb, zum Beispiel lerni 'lernen', ni lernas, ili lernos. Kannst du dir denken, was das bedeutet?

Bei der Mehrzahl hängt man einfach ein -j an: domo 'Haus' – domoj 'Häuser'. Bei den "Blättern" des Tannenbaum steht aber nicht folioj 'Blätter', sondern foliaro: Das eingeschobene -ar- deutet an, dass es sich nicht um einzelne Blätter, sondern um eine Ansammlung handelt. Man müsste eigentlich übersetzen 'Blattwerk, Laub'. Wenn ŝtono 'Stein' bedeutet, was ist dann ŝtonaro? Richtig geraten: 'eine Ansammlung von Steinen, ein Steinhaufen'.

Schrift und Aussprache sind etwas anders als in allen europäischen Sprachen, auch sehr einfach, wenn man das System erkannt hat:

c  immer ts, z wie in Zeit
ĉ  tsch wie in Matsch
e  immer ä wie in Bär
ĝ  dsch wie in Dschungel
ĥ  immer ch wie in ach
ĵ  j wie in Journalist
r  wird mit der Zunge gesprochen
s  immer scharf wie in Füße
ŝ  sch wie in Asche
ŭ  englisch w wie in water
v  immer w wie in wollen
z  stimmhaftes s wie in Rose

Betont wird immer die vorletzte Silbe, also folío, foliáro, soméro. Da alle Silben kurz sind, klingt somero nicht wie soomeero, sondern wie sommärro.

Zum Weiterbilden: http://www.esperanto-hamburg.de/

Heinrich Tischner