Was ihr getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25,40)

Im so genannten "Dritten Reich" sind unter Hitler in Deutschland und von Deutschen entsetzliche Unrechtstaten begangen worden. Mehrere Millionen Juden sowie viele Kommunisten, Christen, Sinti, Roma, Homosexuelle und andere Menschen, die sich nicht gleichschalten bzw. mundtot machen ließen, wurden eingesperrt, barbarisch gequält und ermordet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs eine neue Generation heran, die das "Dritte Reich" nur vom Hörensagen kannte, die aber jetzt ihre Eltern und Großeltern fragte: "Habt ihr das nicht gewusst? Warum habt ihr nichts dagegen unternommen?" – Peinliche Fragen! Bedrängende Fragen!

Wir leben heute in einem friedlichen Deutschland. 60 Jahre ohne Krieg (seit 1945)! Das hat es in Deutschland wohl noch nie gegeben. Den meisten Menschen in unserem Land geht es materiell viel besser als den allermeisten Menschen im Rest der Welt. Viele Menschen, auch viele Christen in anderen Ländern hungern, sind rechtlich und sozial benachteiligt oder werden offen verfolgt. Was tun wir dagegen ? Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in einigen Jahren ebenso gefragt werden: "Habt ihr das nicht gewusst? Warum habt ihr nichts dagegen getan?" Die meisten von uns haben die Mittel zu helfen, und sagt nicht Jesus in den letzten Kapiteln des Evangelisten Matthäus: "Was ihr getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan?" Ebenso deutlich steht es im ersten Brief des Johannes, im 3. Kapitel: "Wer aber die Güter der Welt hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie kann die Liebe Gottes in ihm bleiben? Kinder, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in der Tat und Wahrheit!"

In wenigen Wochen finden wieder Martinsumzüge statt. St. Martin ist bei uns bekannt, weil er vor (vermutlich) 1671 Jahren seinen Soldatenmantel teilte, um einen Bettler vor dem Erfrieren zu bewahren. Martin war damals etwa 17 Jahre alt, Soldat und noch nicht getauft. Er hatte nur noch den Mantel, denn seine übrige Kleidung hatte er schon verschenkt. Es war ein bitterkalter Winter, zahlreiche Menschen waren bereits erfroren, aber die Umstehenden sollen gelacht haben, als sie Martin in dem halben Mantel sahen. Doch in der folgenden Nacht – so erzählt die Legende – begegnete ihm Christus im Traum und hatte seinen halben Mantel um. "Martin, du hast mich mit diesem Mantel bekleidet", sagte er. "Warst du der arme Mann, oh Herr?" flüsterte Martin im Schlaf. "Ich war es. Was einem meiner Geringsten getan wird, wird mir getan."

G. A. Langenbruch