Nacht der offenen Kirche Ueberau

04.03.2005 - 18:00 - 08:00 Uhr

PlakatWer Anfang März in Reinheim die Ueberauer Straße in Richtung Reinheimer Bahnhof fuhr, dem fiel bestimmt die große Plakatwand am Parkplatz neben dem Bahnhof auf, die die Nacht der offenen Kirche in Ueberau ankündigte. Einschließlich Programm wurde sie an einem kalten, verschneiten Nachmittag von Ulla und Gerrit gestaltet. Außerdem hingen in einigen Geschäften in Reinheim und Ueberau Plakate, an einzelnen Stellen waren Handzettel ausgelegt und in einigen Zeitungen waren Artikel als Einladung zu lesen.

Trotz dieser Werbung hielt sich der Besuch in Grenzen.

Diese zweite Nacht der offenen Kirche in Ueberau wurde wieder von der Evangelischen Kirche und dem CVJM Reinheim gemeinsam gestaltet. Das zeigte sich schon im Programm, das aus 14 Punkten bestand, von denen etliche von Martina Schweitzer vom Dekanat Reinheim bestritten bzw. mitgestaltet wurden, und das ebenso einen Vortrag von Pfarrer Weinert und ein Konzert des Ueberauer Posaunenchores umfasste.

Schon bei der Gestaltung des Kirchenschiffes war Martina Schweitzer voll dabei. Die Stühle wurden als Kreis gestellt. Im hinteren Teil der Kirche standen Tische und Stellwände mit Informationsmaterial sowie Getränken und Gebäck. Vor dem Altar war ein großes Kreuz aus Teelichtern gelegt.

Zu jeder vollen Stunde begann ein neuer Programmpunkt. Doch dauerte nicht jeder Punkt eine volle Stunde, dazwischen sollte Zeit für Gespräche, zum Nachdenken oder für einen Imbiss sein. So konnte man zu jeder vollen Stunde dazukommen und am Ende eines Programmpunktes nach Hause gehen.

MarionettenUm 18 Uhr begann Martina Schweitzer, mit Kindern Marionetten zu basteln. Aus Federn, Klopapierrollen, Kronkorken u. ä. entstanden drollige, hübsch bunte und abwechslungsreiche Figuren. Das machte Kindern und Eltern Spaß.

Gegen 19 Uhr kündigte dann Dominik Tischner, der durch das Programm führte, Pfarrer Weinert an mit dem Thema "Religionskritik in der Bibel". Er zeigte auf, dass der christliche Glaube sich ganz deutlich von anderen Religionen unterscheidet, weil wir glauben, dass Gott uns liebt und sucht und deshalb Jesus Christus auf die Erde kam. Ein Beispiel für eine versteckte, aber eindeutige Kritik an Religionen, in denen Gestirne als Götter verehrt wurden, finden wir schon auf der ersten Seite der Bibel, wenn Sonne, Mond und Sterne als von Gott geschaffene Lichter bezeichnet werden, die dazu dienen, Tag und Nacht zu scheiden und Zeiten, Tage und Jahre zu bestimmen (1. Mose 1, 14-18).

PosaunenchorUm 20 Uhr gab der Posaunenchor ein wunderschönes Konzert, in dem auch die Flöten, Klarinetten und das Saxophon gekonnte Beiträge spielten und das der Dirigent Thomas Borger durch überleitende Worte auflockerte. Wir waren begeistert und auch der Applaus konnte sich hören lassen.

Der folgende, als "Bibliodrama" angekündigte Programmpunkt, dem Martina Schweitzer den Bibeltext vom Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern zugrunde legte, verselbständigte sich schnell, weil rege diskutiert wurde. Darf ein Christ Alkohol trinken (außer als Medizin)? Sündigt auch ein Christ? Das waren nur zwei von mehreren Fragen, die von Teilnehmern eingebracht wurden und bei denen auch recht ungewöhnliche Meinungen zur Besinnung aufriefen. Was steht denn dazu in der Bibel? Gilt das auch noch für uns oder nur für die damalige Zeit? Ich war erstaunt über die zahlreichen Diskussionsbeiträge, die ich eigentlich eher in einem Bibelgesprächskreis erwartet hätte.

Um 22 Uhr wurden dann gemeinsam Lieder von Taizé gesungen. Die ruhigen, einfachen, aber eingängigen Melodien wurden von Martina und Ulla einmal vorgesungen und dann gemeinsam mehrfach wiederholt. Die Texte – falls nicht deutsch – waren auf der Leinwand
übersetzt. Stephanie begleitete klar und ausdauernd auf der Querflöte.

Die anschließende Diameditation wurde von Gerrit gestaltet. Er las die Schöpfungsgeschichte und lud mit stimmungsvollen Dias dazu ein, in Ruhe und Entspannung den Aussagen der Bibel über Gottes Größe in Schöpfung und Natur nachzufühlen. Zum Abschluss verdeutlichte das Gedicht von Jörg Zink "Die letzten sieben Tage der Schöpfung" die Verletzlichkeit der Schöpfung und die Verantwortung des Menschen dafür, der wir nur mit Gottes Hilfe gerecht werden können.

Vom Rest der Nacht kann ich leider nicht berichten, weil ich wegen Schlafbedürfnisses mein Bett aufsuchte. Außerdem war es recht kalt geworden, da die Kirchenheizung für solche Veranstaltungen nicht ausgelegt ist.

MitternachtsmahlLaut Programm gab es um 24 Uhr ein Mitternachtsmahl. Dazu hatte Elke Kartoffelsuppe mit Einlage, Kartoffelsalat und Kartoffelbrot vorbereitet, die sich die acht Standhaften schmecken ließen.

Um 1 Uhr gestaltete dann Alexander Haas einen Kreuzweg in der Kirche, anschließend folgten ein Bibelquiz und ein Bibeltheater von Clemens. Zu dieser Zeit durchschritten die Besucherzahlen erwartungsgemäß das Minimum. Gegen 5 Uhr wurden dann von Gerrit Märchen erzählt. Gut passend zu den kühlen Temperaturen hatte er Wintermärchen ausgesucht. Um 6 Uhr wurde der neue Tag mit gemeinsamem Singen begonnen, von Elke auf der Gitarre begleitet und um 7 Uhr versammelten sich noch oder auch wieder einige zum gemeinsamen Frühstück im Gemeindehaus.

SingenIch denke, die Besucher waren beeindruckt. Es wäre schön, wenn sich weitere Gruppen oder Gemeindemitglieder aktiv einbrächten. Die Nacht der offenen Kirche bietet auch die zwanglose Möglichkeit, Fragen loszuwerden, die man immer schon einmal stellen wollte, und um Verantwortlichen (Pfarrer, Kirchenvorstehern, CVJM-Vorstandsmitgliedern) die Anregungen mitzugeben, die man schon so lange im Kopf hatte.

Gustav Langenbruch