20 Jahre Tschernobyl

Eine Veranstaltungsreihe der Stadtbücherei Reinheim in Kooperation mit dem CVJM Reinheim und FrauenFreiRäume e.V.

Warnung RadioaktivAm 26. April 1986, um 1 Uhr, 23 Minuten Ortszeit, erreichte der Reaktor Nummer 4 des Atomkraftwerkes Tschernobyl das Hundertfache seiner Nennleistung. Die Brennstäbe barsten, eine gewaltige Explosion hob das Dach des Gebäudes hoch, blaurötliche Flammen erhellten den Nachthimmel. Tonnenweise wurden radioaktiver Brennstoff und verstrahlte Betonbrocken aus dem brodelnden Inferno empor geschleudert. Eine radioaktive Staubwolke stieg bis in die Stratosphäre und driftete um die Welt, legte sich auf Felder, Wälder und Städte, vergiftete Menschen, Tiere und Trinkwasser-Reservoirs!" So beschrieb der Spiegel am 27. Januar 1992 die Katastrophe.

Eine Frau aus der Nachbarschaft des Reaktors erlebte es so: "Noch heute sehe ich den himbeerfarbenen Schein vor mir, der Reaktor leuchtete irgendwie von innen. Es war kein gewöhnliches Feuer, sondern so ein Glühen. Wunderschön. … Abends strömten die Leute auf die Balkons. Wir wohnten im neunten Stock, hatten beste Sicht. Kleine Kinder wurden auf den Arm genommen. "Guck mal! Das musst du gesehen haben!" und das von Leuten, die im Atomkraftwerk beschäftigt waren! Ingenieure, Arbeiter, Physiklehrer … Wir standen im schwarzen Staub … Redeten … Atmeten … Bewunderten das Schauspiel. Wir wussten nicht, dass der Tod so schön sein kann." Zitat aus: "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft" von S. Alexijewitsch, Aufbau Taschenbuch Verlag.

Diese Katastrophe, die vielen Menschen das leben gekostet hat und noch heute Krebs und Verkrüppelungen verursacht, jährte sich in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal. Wenn man manche Wirtschaftler und Politiker hört, glaubt man, sie hätten das verschlafen oder verdrängt.

Selbst wenn die Technik hält, was wir uns von ihr versprechen, so bleibt doch der Mensch als schwächstes Glied in der Kette. Es ist menschlich, dass sich Fehler einschleichen und Risiken verharmlost werden. Aber auch Erdbeben und Terrorismus gehören leider zur Realität. Und wenn der Brennstoff in wenigen Jahrzehnten verbraucht ist? Werden die Kernkraftwerke dann auf Kosten der Betreiber entsorgt? Und wer soll auf die endgelagerten Brennstäbe aufpassen in 5000 Jahren?

Wir sollten wachsam bleiben und sachlich Nutzen und Risiken gegeneinander abwägen. Gerade Christen dürfen sich nicht von Lobbyisten einlullen lassen und brauchen ein längeres Gedächtnis, als es manche Politiker besitzen.

Dazu sollte diese Veranstaltungsreihe vom 6. Juni bis 14. Oktober 2006 beitragen, zu der zu einem internationalen Frühstück, einer Ausstellung im Reinheimer Rathaus, einer Lesung in der Stadtbücherei Reinheim, einer Vorstellung von regionalen Hilfsinitiativen (z.B. "Urlaub vom verstrahlten Alltag" u. a. mit dem CVJM Eberstadt) und dem Film "89 Millimeter Freiheit in der letzten Diktatur Europas" im Heinrich-Klein-Saal eingeladen wurde. Von unserem CVJM waren vor allem Gerrit und Kathrin aktiv, aber zu einigen Terminen waren erfreulich viele Besucher vom CVJM und seinem Umfeld anwesend.

Gustav A. Langenbruch