Eine halbjährige Aufgabe in Ägypten

Bettina aus Wixhausen gehörte vor Jahren zu unserem Jugendkreis "Teestubb'" und hat – wie einige andere - erfreulicherweise die Verbindung zum CVJM Reinheim nie abreißen lassen. Von Beruf Lehrerin wollte sie auch im Ausland Erfahrungen sammeln und startete im Herbst 2006 einen Kurzzeiteinsatz in einem christlichen Krankenhaus in Oberägypten. Dieser Einsatz muss selbst bzw. durch einen geworbenen Freundeskreis finanziert werden.

Dazu gehörte auch unser CVJM. Ihre Aufgabe war es, als eine von drei Lernhelferinnen die Kinder mehrerer deutscher Krankenhaus–Mitarbeiter in Deutsch zu unterrichten. Dazu gehörte auch ein behindertes Kind, das möglichst normal erzogen wurde (im Unterschied zu manchen nubischen Familien, die ihre behinderten Kinder verstecken).

Das Krankenhaus hat 42 Betten und wird überwiegend von Ägyptern betreut. Teamsprache ist Englisch. Das Krankenhaus hat einen gehobenen Standard, obwohl auch die ägyptischen Krankenhäuser heute überwiegend gut ausgestattet sind. Zwei weit entfernte (bis zu 30 km) Ambulanzen sind angeschlossen. Sie liegen in einem Gebiet, in dem vor 40 Jahren Nubier angesiedelt wurden. (Der in der Bibel erwähnte "Kämmerer aus dem Morgenland" war wohl ein Nubier).

In diesem Teil Ägyptens regnet es im Durchschnitt nur alle 30 Jahre einmal (Bettina hatte das Glück, einige Tropfen zu erleben), deshalb haben die einfachen Häuser der nubischen Bauern auch kein regendichtes Dach. Handarbeit überwiegt bei weitem. Da kein Traktor vorhanden ist, erfolgt der Transport mit Eselskarren. Es wächst nur das, was (mit Nilwasser) bewässert wird. Dazu sind teilweise große, weit verzweigte Kanalsysteme angelegt. Ägypten hat zur Zeit 72 Millionen Einwohner (also fast so viele wie Deutschland) und jährlich kommen eine Million dazu. Im allgemeinen hatten Bettina und ihre zwei Kolleginnen aber nur wenig Kontakt zu Einheimischen außerhalb des Krankenhauses.

Höhepunkte waren zwei Ausflüge: Der eine führte sie in die mehrere hundert Kilometer entfernte Hauptstadt Kairo, der andere ans Rote Meer.

Die drei Lernhelferinnen verpflegten sich selbst. Dazu gingen sie auch auf den lokalen Markt zum Einkaufen. Da in Ägypten die christlichen Kopten nach der offiziellen Statistik 10-15 % der Bevölkerung ausmachen und viele Touristen im Land sind (manche Rentner überwintern dort), sieht man auch einige unverschleierte Frauen. Die muslimischen Frauen sind verschleiert und tragen bis zum Boden reichende Röcke. Bei ausländischen Touristen müssen zumindest Schultern und Knie bedeckt sein. Europäer müssen auf dem Markt trotz Handelns einen höheren Preis zahlen als Einheimische. Dennoch sind manche Preise erstaunlich niedrig. Sie ergeben sich aus den niedrigen offiziellen Gehältern. So kostete ein Fladenbrot (Weizenmehl) etwa einen Cent. Für einen Euro erhielt man 5 kg Obst. Äpfel sind allerdings teurer, vermutlich weil ihnen das ägyptische Klima Probleme bereitet. Europäer sollten das Obst gut waschen und das Gemüse möglichst kochen, um nicht durch Amöben an Durchfall zu erkranken. Damit die vielen Mücken nicht ins Zimmer gelangen, waren die meisten Fenster durch Fliegendraht gesichert. Auch die im Hause umher krabbelnden Geckos (ähnlich unseren Eidechsen, aber auch an senkrechten Wänden laufend) wurden als Mückenvertilger gerne gesehen.

Bettina erzählte bei unserem Brunch am 29. September begeistert von ihrem Einsatz. Zahlreiche Bilder gaben Einblicke in Krankenhaus, Umgebung und ihre Aufgaben. Sie kann sich sehr gut vorstellen, einen weiteren Kurzzeiteinsatz zu übernehmen. Wer mehr darüber wissen möchte, sollte sie fragen.

G.-A. Langenbruch