"Handwerker gesucht", so stand es vor elf Jahren auf einem Handzettel. Gesucht wurden Menschen aus ganz Deutschland, die zwei Wochen in Weißrussland Versöhnungs- und Aufbauarbeit leisten wollten. So bin ich 1996 aus Neugierde zum ersten Mal nach Weißrussland gekommen - und ahnte nicht, dass daraus eine gut zehnjährige Arbeit entstehen würde.
Zuerst haben wir bei den Baumaßnahmen und der Finanzierung der neuen Kirche im Dorf Dory (60 km nordwestlich von Minsk) mitgeholfen. Diese wurde am 26. Oktober 1997 feierlich eingeweiht.
Im Anschluss an die Kirchenbau-Arbeiten gründete sich dann der Freundeskreis Dory im CVJM-Friedensnetz, der einige Jahre lang die Dorfschule sanierte. Die meisten aus unserem Reinheimer Verein kennen die Postkarten, die zur Unterstützung der Weißrussland-Arbeit bei Kinderfreizeiten und anderen Veranstaltungen verkauft wurden. Mehrere Reinheimer MitarbeiterInnen haben auch selbst eine Reise nach Dory unternommen und die Gastfreundschaft und den Wodka der Weißrussen kennengelernt.
Nun hat sich nach beinahe zehnjährigem Bestehen der Freundeskreis Dory im Herbst 2007 aufgelöst. Warum?
Das CVJM Friedensnetz wird sich im April 2008 als eigenständiger Verein neu gründen und direkt dem CVJM Gesamtverband in Kassel anschließen. CVJM's, die Schulen in Weißrussland unterstützen oder Kinder von dort zu "Ferien vom verstrahlten Alltag" nach Deutschland einladen, arbeiten im Friedensnetz zusammen – nach wie vor. Einzelpersonen, die diese Arbeit finanziell, materiell oder durch eigene Mitarbeit unterstützen wollen, können sich dem "Freundeskreis Friedensnetz" anschließen. Weitere Informationen dazu gibt es direkt bei dem Hauptamtlichen des CVJM Niedersachsen und des Friedensnetzes:
Jan Hinnerk Scholljegerdes
Ebkehofstraße 6
26655 Westerstede - Hollwege
Tel.: 04488/521 560
Fax: 04488/521 561
E-Mail: cvjm-in-nds(at)ewetel.net
Auch ohne den Freundeskreis Dory wird das CVJM-Friedensnetz den Kontakt nach Dory halten. Geplant ist die Einrichtung einer Gedenk- und Begegnungsstätte für deutsche und weißrussische Jugendliche in der ehemaligen, provisorischen Kirche von Dory. Weißrussische Stellen haben ihre Unterstützung bereits zugesagt.
Seit 1996 fahren Mitglieder aus dem Freundeskreis Dory nach Weißrussland. Um die Arbeit im Dorf nach den Kirchenbau-Arbeiten weiterzuführen, gründete sich der Freundeskreis Dory. Als Projekt, das nicht nur einer Konfession zugute kommen sollte, wurde die Dorfschule in Dory mit ca. 140 Schülerinnen ausersehen. Hier wurden seit 1998 in mehreren Arbeitseinsätzen, teilweise zusammen mit Weißrussen, anfangs mehrere Klassensäle renoviert, später auch größere Projekte durchgeführt.
Durch eine Anschubfinanzierung von ca. 10% gelang es dem Freundeskreis, die Schulbehörden zu überzeugen, das völlig marode Flachdach zeitnah zu einem mit Zinkblech gedeckten Satteldach umzubauen.
In weiteren Arbeitsschritten wurde die Schulküche, aus der täglich 140 Kinder verpflegt werden, gründlich saniert. Fliesen wurden ausgebessert und Wände neu gestrichen, eine neue Dunstabzugsanlage wurde installiert, eine (gebrauchte) Großküchen-Spülmaschine organisiert und samt Warmwasser-Boiler und Druckerhöhungsanlage installiert. Darüber hinaus wurden Edelstahl-Arbeitstische und ein neuer (weißrussischer) Großküchenherd angeschafft. Um einer erneuten Schimmelbildung vorzubeugen, wurde die gesamte oberste Geschossdecke der Schule mit 25 cm Isofloc (ökologischer Dämmstoff aus Altpapier) wärmegedämmt. Die Außenwand der Küche wurde ebenfalls in Gebäudehöhe mit Isofloc gedämmt und mit einer vorgehängten Holzfassade versehen.
Der Austausch der Fenster an der Straßenfront des Gebäudes und in der Turnhalle wurde vom Freundeskreis Dory finanziert.
Die Beleuchtung der Turnhalle und mehrerer Klassensäle wurde erneuert, außerdem der Hauptstrom-Anschluss der Schule generalüberholt bzw. erneuert. Das Material für die Bauarbeiten stammte größtenteils aus Deutschland. Entweder wurde es direkt gespendet oder von Spendengeldern eingekauft.
Diese Arbeiten waren nur möglich, weil sich viele Menschen eingesetzt haben. Die einen durch Geld-, Material- oder Spritspenden, andere durch tatkräftige handwerkliche Arbeit vor Ort, durch Dolmetscherdienste, das Besorgen von Visa und offiziellen Einladungen. Als Unterstutzer seien auch die nicht vergessen, die an uns gedacht und für uns gebetet haben.
Unsere Arbeit in Dory hat die Schule und damit das Dorf ein bisschen verändert. Auch ist es schön zu sehen, dass die Sanierungsmaßnahmen vom Lehrerkollegium instand gehalten und fortgeführt werden. Eine Lehrerin sagte einmal: "Es ist so wichtig, dass Ihr kommt. Dann wissen wir, wir sind nicht vergessen." Aber auch wir sind durch die Aufenthalte geprägt und verändert worden. Vieles, was wir in Deutschland haben und nutzen dürfen (sowohl materielle wie auch ideelle Werte wie Freiheit, Rechtssicherheit) erscheint nicht mehr selbstverständlich, wenn man auch die andere Seite kennengelernt hat.
Letztlich war der ganze Einsatz nur fruchtend durch den Segen und Schutz unseres Gottes. Ihm seien die Menschen in Dory und unsere Arbeit anbefohlen.
Gerrit Langenbruch