Feriengemeinschaft für Kinder auf dem Königstuhl

23.06. - 04.07.2008

Bericht von der Zeit "Auf dem Königstuhl"

"Ei, moi Kloones’che, do bist de jo werrer! Disch häbb‘isch ja schunn wochelong nimmej g'seije! Wou bist de donn rimg'floue?"

Gruppenfoto"Na, Du weißt doch, dass ich zwei Wochen mit dem CVJM auf der Kinderfreizeit in Heidelberg war. Wir haben über der Stadt in der Nähe vom Schloss gewohnt und…"

"Ah kloar, ääwe fällt's mer oi! Du haddst ja aa ä Koart g’schrewwe!
Wie hodd dess gehaaße: Cee-vau-jot-ämm? Däss iss doch sischer ä Abkerzung, die Buchstoawe stäihn doch fer eijendwos. - KLoar, isch häbb's: Cee-vau-jot-ämm - Chaodischer Verein jähzornicher Monsder! Woar dess sou?
Un wos haaßd, Ihr hätt' inner Näh vum Schloss gewohnt, dess iss doch e Willen-Verdel. Soag blouß, Ihr hätt inn'rer Willa g'wohnt?!
Un wos hätt er iwwerhaubd g'moacht? Zwaa Woche sinn doch long?"

"Eins nach dem anderen! Also:
Erstens: CVJM heißt Christlicher Verein Junger Menschen.
Zweitens: Ja, viele Villen gab’s da oben auf dem Berg schon. Königstuhl heißt der übrigens. Leider war unser Haus keine Villa, sondern etwas einfacher. Man, nicht mal 'ne Spülmaschine hatten die dort! Wir haben beim Küchendienst alles von Hand abwaschen müssen. Leider sind dabei manchmal auch andere Kinder oder Mitarbeiter (!) - zufällig - naja, sagen wir mal "feucht" geworden!
Nee, das Haus war schon recht einfach: Flur, verschiedene Zimmer zum Schlafen, zwei Tagesräume, die Küche und dann noch Duschen, Waschräume und Toiletten. Aber so konnte auch nicht so viel kaputtgehen…
Und drittens: Zwei Wochen können ganz schön kurz sein! Und die Nächte erst! Einmal haben wir sogar gar nicht geschlafen. Das Programm ging die ganze Nacht durch. Und immer kam noch was, wo ich dabei sein wollte - bis wir Letzten dann nach dem Frühstück ins Bett geschickt wurden.
Aber, weißt Du was? Ich fang' mal von vorne an zu erzählen. Sonst vergesse ich nachher die Hälfte."

"Na, dann mo lous!"

"Am Montag sind wir von Reinheim mit dem Zug über Wiebelsbach-Heubach und Eberbach nach Heidelberg gefahren. Durch den Wald sind wir einen steilen Treppenweg den Königstuhl hinauf gekeucht - aber dann waren wir auch schon fast am Haus.
Als erstes wurden die Zimmer verteilt und die Betten bezogen. Mensch, was hatte ich für einen Kampf mit dem Bettbezug! Nie wollte der, wie ich wollte!! Beinahe wäre ich dabei vom Stockbett gefallen…
Dann ging es zur "Einbürgerung". Bei den Mitarbeitern an verschiedenen Stationen mussten wir uns zum Küchendienst in einen Plan eintragen, unsere Gesundheitsunterlagen abgeben, unser Taschengeld in die Freizeit-Sparkasse einzahlen, (dafür bekamen wir ein Sparbuch) - und noch manches andere. Danach wurden wir noch durch Haus und Gelände geführt, um alles kennenzulernen - und schon gab's Abendessen.
Anschließend haben wir viele Spiele gemacht, um uns gegenseitig kennenzulernen, wir haben ein bisschen gesungen - und mittendrin ist plötzlich der Paulus aufgetreten."

"Wos? Bitte, wer? Der aus der Bibel?! Wou iss donn der sou pletzlisch herkumme??"

"Naja, da hat sich halt einer von den Mitarbeitern verkleidet. Das Freizeit-Thema hieß ja "Mit Paulus kreuz und quer rund um's Mittelmeer". Und so haben uns die Mitarbeiter jeden Abend ein Stückchen von der Bibelgeschichte mit dem Paulus als Theater vorgespielt. Im neuen Testament in der Apostelgeschichte steht die ganze Sache noch ausführlicher. Aber heute ist der Paulus nur kurz aufgetreten, hat sich vorgestellt und hat Christen gesucht, die er verhaften wollte.
AbendabschlussNaja, und am Ende vom Abend haben wir uns zum Abendschluss zusammengesetzt: Wir sind ruhig geworden, haben gesungen und zusammen gebetet. Wer nach dem letzten Lied noch ein bisschen Ruhe genießen wollte, durfte noch sitzenbleiben, die anderen sollten sich bettfertig machen. Oft gab es abends im Zimmer noch eine "Zeckenkontrolle", aber heute noch nicht. Wenn wir dann endlich im Bett lagen, haben wir noch eine Fortsetzungsgeschichte vorgelesen bekommen. Und gerade, wenn es dann richtig spannend wurde - dann haben die Mitarbeiter gesagt "…und morgen geht’s weiter". Eigentlich klar, dass wir dann nicht schlafen wollten und das Zimmer auf den Kopf gestellt haben! Bis schließlich jemand kam und ernsthaft mit uns geschimpft hat…

Zum Frühstück lagen am Dienstag Plätzchen auf unseren Tellern! Wir staunten nicht schlecht! Dann stellte sich heraus, dass Bettina heute Geburtstag hatte! Natürlich haben wir ihr dann noch schnell gesungen und gratuliert.
WalderlebenVormittags sind wir hinter unserem Haus im Wald gewesen. Dort hatten die Mitarbeiter zwölf oder dreizehn Stationen mitten im Wald vorbereitet, an denen wir alle möglichen Aktivitäten ausprobieren konnten, um "Wald einmal anders wahrzunehmen".
Zum Beispiel lag da ein Seil, in dessen Nähe auf dem Boden kleine Gegenstände lagen, die wir zählen sollten. Da musst Du schon ganz schön genau gucken, wenn Du ein Streichholz oder eine Büroklammer entdecken willst! Woanders haben wir uns mit verbundenen Augen an einem gespannten Seil durch den Wald getastet. Manche von uns haben sich auch einwalden lassen."

"Hä? Wos häwwe die??"

"Sich einwalden lassen. Die haben sich auf den Boden gelegt und ganz mit Laub oder Zweigen zudecken lassen. Die waren hinterher kaum noch zu sehen - waren mit dem Wald ganz Eins geworden!
Natürlich mussten wir abends alle duschen - und beim Zu-Bett-Gehen haben die Mitarbeiter sich gefreut, wenn sie bei jemandem von uns eine Zecke finden konnten…
Jedenfalls ging der Vormittag im Wald ganz schön schnell 'rum und nach dem Abschlussspiel vom hungrigen Wolf war's wirklich schon Zeit zum Mittagessen!
Übrigens hatte nach jedem Mittag- und Abendessen der "Kiosk" geöffnet. Abwechselnd saßen jeweils zwei Mitarbeiter im großen Tagesraum und verkauften uns nach Wunsch Süßkram, Saft, Limo oder Mineralwasser. Obwohl andere Getränke meistens sowieso an der Küchen-Durchreiche standen. Mit unserem Sparbuch konnten wir am "Kiosk" bargeldlos einkaufen - und abends auch telefonieren.
Nach der Mittagspause haben wir uns am Dienstag zum ersten mal in den Bibelgruppen getroffen."

"Wos is donn däss schunn werrer? Wos bassiert donn in'ner Bibelgrubbe???"

"Vier oder fünf Kinder haben sich mit einem Mitarbeiter zusammengesetzt und reihum einen kleinen Abschnitt aus der Paulusgeschichte gelesen und darüber gesprochen. In dem Bibelleseheft, das die Mitarbeiter extra zusammengestellt hatten, gab es manchmal noch Rätsel zu lösen, Geheimschriften zu entziffern oder Texte zu ergänzen. Hier hab' ich auch mal nachgefragt, wenn ich was beim Bibeltheater nicht so richtig verstanden hatte.
Gleich nach den Bibelgruppen waren auf der Wiese Wasserspiele angesagt. So haben wir an einer Spielstation mit echten Krankenhausspritzen brennende Kerzen gelöscht.
Und wir haben in riesengroßen Gummistiefeln, die wir anhatten, über eine bestimmte Strecke Wasser transportiert, das dann am Ende gesammelt und bewertet wurde. Beim Schwammwerfen bin ich ziemlich nass geworden - war aber eigentlich ganz praktisch, weil’s eh so warm war.
Nach dem Abendessen wurde ein Zimmer-Verschönerungs-Wettbewerb ausgerufen.
Wir haben uns dann alle so angestrengt, dass die Mitarbeiter hinterher keine schlechten Kinderzimmer finden konnten. So wurde das Jungenzimmer mit dem gelben Türrahmen Gewinner in der Kategorie "ausdrucksstarke Lösungsfindung", das grüne Zimmer gewann in der Kategorie "weltoffener Ideenreichtum" und im Mädchenzimmer wohnten die Gewinnerinnen der Kategorie "sorgfältige Umsetzung"!

Mittwochmorgen haben wir alle mit Inga und Lilith eine Tasse bemalen dürfen. Die wurde anschließend im Backofen gebrannt und ist jetzt auch spülmaschinenfest. Weil wir nicht alle gleichzeitig malen konnten, haben währenddessen ein paar von uns mit Johanna und Gerrit eine Hofdusche gebaut, und andere haben sich bei Nele und Corinna mit fetzigen Kreisspielen vergnügt.
Fass im SchlossHeute Mittag war die Pause nach dem Essen ein wenig kürzer, weil wir im Heidelberger Schloss für eine "Kindersonderführung" angemeldet waren. Auf dem Weg dorthin sind wir im Gewitterschauer ganz schön nass geworden! Unser Schlossführer war ein alter Herr, der uns ganz viel aus der Zeit der Ritter gezeigt und erzählt hat. Manchmal war's zwar auch ein bisschen langweilig, dann aber wieder richtig spannend! Jedenfalls weiß ich jetzt, dass das große Fass wirklich ganz schön groß ist!
Im Bibeltheater ging es heute Abend um "Mission", weil der Paulus ja überall, wo er auf seinen Reisen hingekommen ist, von Jesus erzählt, also missioniert hat. Nach dem Abendessen hat Bettina berichtet, dass es auch heute Missionare gibt, also Leute, die in andere Länder gehen und dort von Jesus erzählen. "Und was ist, wenn die verheiratet sind und Kinder haben?", fragte sie. "Genau, dann kann es sein, dass die ganze Familie für einige Jahre ins Ausland zieht." Und Bettina erzählte aus Ägypten und zeigte uns Bilder, wie Kinder von Missionaren dort leben und zur Schule gehen. Sie musste es wissen, denn sie hatte vor einiger Zeit selber noch dort gewohnt und diesen Kindern Schulunterricht gegeben.
Dass war ganz interessant; ich wusste vorher überhaupt nicht, wie es in Ägypten aussieht und hatte mir nie überlegt, dass dort vielleicht auch deutsche Kinder leben würden.
Ein bisschen unruhig war ich während Bettinas Bildervortrag aber schon, denn die Mitarbeiter hatten versprochen, nachher das EM-Halbfinale-Spiel Deutschland - Türkei per Beamer auf Großleinwand zu übertragen! So saßen wir nachher mit den Jugendlichen und den meisten Mitarbeitern bis kurz vor Mitternacht zusammen und haben Fußball geschaut. Und dann die Gewissheit: Deutschland würde im Finale spielen!!!

So was Doofes! Mitten in der Nacht zum Donnerstag, etwa um 8:00 Uhr (draußen muss es gerade hell geworden sein), stehen alle Mitarbeiter auf dem Flur und singen aus voller Kehle fröhliche Lieder von "zehn kleinen Fischen", die im Meer schwimmen - "Blubb, blubb, blubb"! Dabei reißen sie auch noch unsere Zimmertüren auf!! "Hilfe! Sofort aufhören!!" Nein, sie hören nicht auf. Das komische Lied hat unendlich viele Strophen! Immer ein Fisch weniger! Oder einer mehr? "Neun kleine Fische…!" - "Acht kleine Fische…!"
Naja, so konnten wir wenigstens um halb neun frühstücken…
SchwimmbadZusammen mit den Jugendlichen sind wir später zum Bahnhof 'runtergelaufen und von dort mit dem Linienbus quer durch Heidelberg zum Schwimmbad gefahren. Was soll ich sagen? Wir sind geschwommen, haben die Rutsche und den Sprungturm getestet, haben rumgetobt und die Mitarbeiter getaucht. Ein toller Tag!
Auf der Rückfahrt haben wir noch kurz einen Supermarkt gestürmt und unsere "Süßbabb"-Vorräte ergänzt. Beim Warten auf die S-Bahn im Hauptbahnhof haben wir mit unseren lauten Bewegungsliedern den halben Bahnsteig unterhalten:

"Arme voraus,
Kinn auf die Brust,
Zunge raus,
in die Knie!…
tatuutsita, tatuutsita,…
aim singing in sse räin…"

StockbrotZum Abendprogramm haben wir draußen Feuer gemacht, der Paulus trat wieder auf und danach haben wir Stockbrot gebacken - und gegessen! Mit viiiel Nutella! Oder Marmelade.
Nach dem Abendschluss ging's gleich ins Bett. Ich war sogar ein bisschen müde. Aber nur ein ganz bisschen!
Die Mitarbeiter müssen heute Nacht noch ganz schön lange wach gewesen sein. Ich meine, ich hätte um eins oder halb zwei im Halbschlaf noch was von denen gehört. Vielleicht haben die noch'n Spiel für morgen vorbereitet…? Naja, Mitarbeiter schlafen wahrscheinlich sowieso nie. Oder warum erwischen die uns immer, wenn wir nachts nur mal kurz dem Nachbarzimmer einen Besuch abstatten wollen??

Freitagvormittag sind wir im Wald zu Händlern geworden und zwischen den Märkten von Athen, Jerusalem und Ephesus 'rumgeflitzt. Wir haben wertvolle Waren wie Wein, handgeknüpfte Teppiche, Salz oder Zedernholz verkauft und eine Menge Römische Taler eingenommen. Zwischendurch kamen wir immer wieder über die Ereignisfelder - die ihren Namen zu Recht trugen… Manche haben sich ganz doll angestrengt und trotzdem fast nichts verdient. Die waren natürlich ein bisschen traurig. Wie im richtigen Leben…
Nach der Bibelgruppe am Nachmittag hatten wir Zeit, uns für die Natur-Modenschau heute Abend vorzubereiten und zu verkleiden.
Und nach dem Abendessen wurde uns eröffnet, dass das Programm heute die ganze Nacht durchgeht. Natürlich haben wir erst mal unsere Modenschau durchgeführt! Unglaublich, wer da alles über den Laufsteg schritt! Teilweise in Gruppen, teilweise alleine traten männliche und weibliche Modells in tollen Farn-, Blatt- und sonstigen Kostümen auf, kunstvoll hergestellt und geschmackvoll dargeboten. Klasse war auch, dass alle Kinder sich getraut haben; alle hatten sich vorbereitet. Auch die Mitarbeiter sind aufgetreten! Wir waren sogar so interessant, dass einige Jugendliche aus ihrem Programm geflohen sind, nur um unsere Kostüme zu sehen!

Um 21:00 Uhr kam dann die Jugendfreizeit auch offiziell zu uns in den großen Raum, gemeinsam haben wir den "Fliegenden Teppich" getestet, die Zeitung geschlagen und den Obstkorb ausgeleert."

"Hey, hey, hey! Wos iss donn dess ver'en Umgang?! Den fliegenden Deppich getestet! Iss der zum Fenster nausgeflooche, orrer woas?
Un' den Obstkorb ausgeleert! Wos dut aich donn oifalle? Seit ehr noch gonz g’scheit, ehr Dollboohrer"?

"Hey, ganz ruhig. Wir waren immer gaaanz lieb, Du kannst's mir glauben. Das sind Spiele, "Der Obstkorb fällt um" und "Fliegender Teppich", die heißen nun mal so.
Naja. Jedenfalls ging so die Nacht weiter. Bei jedem Programmwechsel bestand die Möglichkeit, ins Bett zu gehen (und dann auch dort zu bleiben) oder weiter mitzumachen. Wir haben später einen Film gesehen und um Mitternacht Obstsalat geschnippelt, mit Paradiescreme verziert und uns damit den Bauch vollgeschlagen. Bei einer Nachtwanderung haben wir im Wald versteckte CDs mit der Taschenlampe gesucht und dabei zufällig einen kleinen Schatz gefunden - den viele von uns gar nicht essen wollten. Bäh, wie kann man nur Müsliriegel essen wollen! Da haben sich bestimmt später die Mitarbeiter drüber gefreut, die essen sowieso fast alles…!
Wieder im Haus angekommen, haben wir uns gemütlich im großen Tagesraum breitgemacht und Gerrit hat das Märchen von der Farnblüte erzählt, die den, der sie pflückt, unendlich reich macht. Leider darf dieser sein Glück mit niemandem teilen - und wird damit ganz unglücklich. Früh in der Nacht haben wir noch mehrere Disziplinen eines Indoor-Turnieres durchgestanden, Wachskerzen verziert und schließlich als kleines Häuflein übermüdeter Wesen morgens um 5:00 Uhr zusammen gefrühstückt. Dann sind wir ins Bett gefallen - während ein paar Stunden später die ersten schon wieder aufgestanden sind um den Brunch zu eröffnen. Glücklicherweise durften wir Samstagmorgen solange schlafen, wie wir wollten, die anderen mussten sich zusammen mit dem Brunch und verschiedenen Spielen im Tagesraum aufhalten und einigermaßen leise sein.
Übrigens waren die Mitarbeiter heute so fein angezogen, wie ich sie noch nie gesehen habe! Warum das so war, habe ich trotz großer Bemühungen nicht herausbekommen. Oder ist "einfach so" etwa eine befriedigende Antwort?
Nach der Mittagspause machten wir Kinderfreizeit-Leute uns mal wieder zum Schloss auf, diesmal, um von dort mit der Bergbahn einen Abstecher auf den Gipfel des Königstuhls zu machen. Von dort oben hatten wir einen weiten Blick in die Rheinebene. Leider reichte unsere Zeit dort nur, um am Kiosk ein Eis zu schlabbern oder um den kleinen Raum des Bergbahn-Museums zu besichtigen. Dreimal darfst du raten, für was ich mich entschieden habe!
Heute Abend trat beim Bibeltheater der geflohene Sklave Onesimus auf, der vor kurzem Christ geworden war. Er hielt sich gerade bei Paulus auf. In seinem Leben war manches zu klären und bereinigen. Eigentlich musste er nämlich zu seinem Herrn zurückkehren. Der aber konnte ihn von Rechts wegen totschlagen. Paulus kannte diesen Herrn und wusste, dass auch er sich zu den Christen zählte. Und so schrieb er ihm einen Brief und bat ihn, den Onesimus nicht mehr als Sklaven, sondern als Glaubensbruder anzunehmen. Und mit diesem Schreiben ging Onesimus tatsächlich und freiwillig zurück zu seinem Herrn!
Lilith und Corinna haben mit uns heute Abend noch einige Spiele gemacht - bevor wir dann (jetzt doch ein bisschen mehr müde) in die Betten fielen.

Sonntagvormittag gab es "Wahlprogramm". Auf die Programmtafel hatten die Mitarbeiter zwar einen Walfisch gemalt, aber wahrscheinlich nur, weil sie nicht richtig schreiben können. Wir durften unser Angebot nämlich auswählen. Während die einen mit Lilith und Gerrit ein Tischtennisturnier durchgeführt haben, waren andere mit Johanna und Corinna im Märchenwald unterwegs. Die dritte Gruppe zauberte in der Küche mit Nele, Rahel, Bettina und Frau Tischner das Sonntagsessen.
VölkerballFrisch ausgeruht starteten wir nachmittags in das große Völkerball-Turnier, gemeinsam mit der Jugendfreizeit.
Am Abend haben wir einen Gottesdienst in der Tradition von Taizé gefeiert. Wir haben auf dem Boden gesessen und ganz viele Kerzen angehabt. Wir haben viel gesungen, alles so ganz kurze Lieder in verschiedenen Sprachen, die sich immer wiederholt haben, so dass man sie schnell auswendig konnte. Zwischendurch war mal eine Zeit, in der es ganz still war. Ab und zu wurde ein kurzer Bibeltext gelesen oder ein Gebet gesprochen, eine Predigt oder so etwas gab es nicht. Ich weiß noch nicht, ob mir diese Art Gottesdienst gefallen hat, jedenfalls war sie sehr ruhig und sehr anders.
Sehr viel unruhiger wurde es im Laufe des späteren Abends: EM-Finale! Scheinbar hatten wir uns in den letzten Tagen gut genug benommen, jedenfalls durften wir auch dieses Spiel sehen. Vielleicht wollten die Mitarbeiter es aber auch selber schauen? Leider sind im Laufe des Abends doch die Spanier Europameister geworden - sonst hätten wir vielleicht noch ein lange Nacht veranstaltet.

Luisenpark MannheimAm Montag sind wir den ganzen Tag im Luisenpark in Mannheim unterwegs gewesen. Meistens haben wir uns auf dem großen Wasserspielplatz aufgehalten, viele sind zwischendurch auch mal Boot gefahren, einzelne haben noch etwas mehr vom Park gesehen und zwei waren sogar auf dem Mannheimer Fernsehturm!
Mit feuchten Hosen sind wir dann im Feierabendverkehr mit dem Zug wieder nach Heidelberg zurückgefahren - und wieder mal den steilen Treppenweg zu unserem Haus hochgeschnauft.
WohlfühlabendZum "Wohlfühlabend" wurden wir mit einem Glas Bowle empfangen. Dann haben wir bei ruhiger Musik Mandalas gemalt, uns gegenseitig die Füße gewaschen oder uns massiert. Wir konnten auch eine Klangschalen-Massage ausprobieren, Bücher lesen oder einfach nur entspannen und gar nichts tun. Der ganze Raum war schön dekoriert und das Licht angenehm gedämpft. Sogar Kinder, die sonst immer am Toben und Blödsinn-Machen sind, konnten plötzlich ganz ruhig und leise werden. Und wie jeden Abend, haben wir auch heute wieder zum Abendschluss zusammengesessen.

Verschiedene Projekte waren für Dienstag im Angebot. Johanna war mit Bettina und ein paar von uns Kindern im Sinnespark "Erlebnisfeld Nordbaden" in Wiesloch.
Mit Corinna und Lilith haben wir uns eine Geschichte ausgedacht und gespielt. Jede Szene haben wir fotografiert und dann im Computer als Bildergeschichte verarbeitet. Das ist ganz schön aufwendig! Nele und Gerrit haben einigen von uns gezeigt, wie Körbe aus Peddigrohr geflochten werden. Puh, sowas Futzeliges. Der Anfang ist das Schwierigste! Und der Rest braucht viel Geduld.
Das traditionelle Freizeitquiz am Abend, diesmal in drei Gruppen und mit Gong, war ganz schön schwer. Oder waren wir nur so doof?? Woher soll ich denn wissen, wo Paulus geboren wurde oder was ein Abort ist?

Mittwochvormittag. Schon wieder 'runter in die Stadt! Natürlich wieder auf einem Treppenweg - diesmal einem anderen. Wir sollten uns in Kleingruppen aufteilen. Jede Gruppe bekam dann einen Mitarbeiter als Begleitung - und einen Apfel und ein Ei in die Hand. Aufgabe war, Apfel und Ei gegen möglichst höherwertige Gegenstände einzutauschen. Die Tauschabfolge wurde schriftlich festgehalten. Gewertet wurde später die Anzahl der Tauschhandlungen und der teuerste Gegenstand. Erst haben wir uns nicht getraut, Leute anzusprechen, aber dann sind wir in die Geschäfte 'reingegangen, haben erklärt, wer wir sind und dass wir ein Geländespiel machen und gefragt, was man uns denn für den Apfel oder das Ei geben würde. Anschließend haben wir uns ordentlich bedankt und sind weitergezogen. Wir haben gestaunt, was wir innerhalb der Dreiviertelstunde, die wir nur als Spielzeit hatten, alles erwirtschaftet hatten! Da gab es Süßigkeiten, Einweg-Fotoapparate und Zwanzig-Euro-Ohrringe! Und Spaß hat's gemacht! Ich hätte noch länger spielen können! Ich war auch ganz stolz, dass ich mich getraut habe, erwachsene Leute anzusprechen, die ich gar nicht kannte. Und die haben mir zugehört!
Für Mittwochnachmittag war wieder ein Wal auf die Programmtafel gemalt worden! Die lernen's wohl nie!
Mit Johanna und Nele haben wir uns im Wald vergnügt und dort kleine Kunstwerke hergestellt. Gerrit hat mit uns aus Abfluss-Stopfen und anderem Kleinkram Mini-Indiacas gebastelt und wir haben mit Lilith und Corinna in der Küche Kuchen gebacken! Das dabei auch Sahne durch die Küche gespritzt sein soll, ist natürlich eine böswillige Unterstellung! Wir doch nicht!! Gab es überhaupt Sahne?? Jedenfalls habe ich nach dem Backen nicht wie ein Perlhuhn ausgesehen…
Irgendwie müssen wir doch alle schon recht müde gewesen sein, jedenfalls gab es heute Abend erst noch einen Streit zu klären, bevor Paulus von seiner Schiffsreise nach Rom erzählte.
Anschließend saßen und lagen wir auf der Wiese und ließen uns Geschichten vorlesen. Zwischendurch wurden wir aus der Küche mit einer Portion Eis beglückt.

Donnerstag, schon der letzte ganze Freizeittag. Und ein besonderer Tag. Johanna und Conny (von der Jugendfreizeit) haben beide heute Geburtstag. Johanna wird achtzehn, Conny nicht! Das erklärt auch, warum's heute Nacht gegen zwölf mal kurz recht laut im Tagesraum war: Da haben wohl welche 'reingefeiert!
Heute Vormittag haben wir Brennball und Dreierball gespielt. So ganz einfach war's aber nicht - ich glaube, schließlich waren die Mitarbeiter ziemlich genervt von unserem ewigen Gemaule um jede Schiedsrichterentscheidung.
Am Nachmittag haben wir in den Bibelgruppen einen Freizeitrückblick gehalten und zusammengetragen, was uns gefallen und nicht gefallen hat. Die Mitarbeiter wollen so etwas immer haben, um die nächste Freizeit vorzubereiten, wie sie sagen. Naja, sollen sie ihre Rückmeldung kriegen.
Aber davon abgesehen: Das Allermeiste hat mir tatsächlich gut gefallen und Spaß gemacht. Das nicht immer alles nur gut sein kann, ist ja klar. Eins steht für mich aber fest: Daheim können sie ihre Urlaubsplanung für nächstes Jahr haken. Ich fahre auf jeden Fall im nächsten Sommer beim CVJM mit, wenn's nach Zaberfeld geht!!
Weil heute Geburtstags-Tag ist (und weil unsere Gruppe gestern Kuchen gebacken hatte!), gibt's jetzt eine "Kaffee"-und-Kuchen-Pause. Anschließend bekommen wir in mehreren Gruppen eine Liste mit Begriffen, aus denen wir ein Theaterstück konstruieren sollen, um es heute beim Abschlussabend zur Aufführung zu bringen.
Mit dem Abschlussabend schien der letzte Freizeithöhepunkt gekommen. Es gab die Siegerehrung für das ordentlichste Zimmer. Unglaublich: Das Zimmer mit dem gelben Türrahmen bekam den ersten Platz. Ein Jungenzimmer! Außerdem wurden Preise verliehen "für die Dienste an der Allgemeinheit". Rahel, Bettina und Frau Tischner wurden dafür geehrt, dass sie uns immer und gut satt bekommen hatten.
Und wir sahen die Aufführungen der Erdbeertheater-Gruppen. Nach einem langen Abend und dem letzten gemeinsamen Abendschluss sanken wir in unsere Betten. Manche Mitarbeiter mussten heute wohl ein bisschen länger vorlesen, um ihr Buch noch durchzubekommen…

Am Freitag begann das übliche - und anstrengende - "Packen, Putzen, Aufräumen". Wir wurden zu verschiedenen Aufgaben eingeteilt. Unsere Zimmer mussten leer und sauber werden, Toiletten, Dusche und Waschräume ebenfalls, außerdem Küche, Flur und Tagesraum.
Übrigens, in unserem Zimmer waren zum Schluss einige Klamotten übrig. Ich weiß nicht, ob die schon vorher irgendwo unter'm Bett gelegen hatten, oder ob die am Ende sogar aus meinem Koffer stammen könnten…
Die Zugfahrt über Eberbach nach Reinheim dauerte viel länger als die Hinfahrt vor zwei Wochen. Meine ich jedenfalls. Oder war ich nur viel müder? Aber zum Ausruhen habe ich ja noch vier Wochen Ferien…
Und, wie gesagt: Im nächsten Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei!"

"Isch muss saache, isch bin werklich schpraachlos! Bei sou'ner Kinnerfreizeid deet isch aa mitfoahrn wolle!
Kenne die sou e Freizeit net aa mo fir grouße Lait ou-biede?"

Gerrit Langenbruch