Monatsspruch November 2013

Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. (Lukas 17,21)

Liebe Leserin, lieber Leser,

stellt euch mal vor, wie die Welt aussehen würde, wenn es Jesus nicht gegeben hätte: Dann gäbe es überhaupt keine Liebe und keine Barmherzigkeit mehr, dann gälte nur doch das Recht des Stärkeren, dann würden die Menschen sich nicht mehr um Gott kümmern und würde jeder machen, wie es ihm gerade passt.

So ist es heute ja tatsächlich. Also, was hat's gebracht, dass Jesus da war und Liebe und Barmherzigkeit gelebt hat? War das alles umsonst? Oder liegt das nicht vielmehr daran, dass die westliche Christenheit sich von Gott und von Jesus abgekehrt hat und anderen Prinzipien folgt? Wir haben uns nur daran gewöhnt und denken uns nichts dabei. Ich möchte an drei Beispielen zeigen, wie wenig unsre moderne Lebensweise zu dem passt, was Jesus wollte:

  1. Jesus: "Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst." - Heute: "Wer etwas werden will, muss sich selbst bejahen, ehrgeizig sein, sich durchsetzen, um Macht und Ehre kämpfen."
  2. Jesus: "Sammelt keine Schätze, sondern trachtet zuerst nach dem Reich Gottes." - Heute machen es uns die Erfolgreichen vor, wie man Millionen scheffelt und Steuern hinterzieht.
  3. Jesus: "Wenn dir jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin." - Heute sagt man "Schön blöd. Wehr dich, protestiere, geh vor Gericht und kämpfe um dein Recht."

Liebe Leserin, lieber Leser, wie halten wir's mit Jesus? Das ist keine Sache des Glaubens - ob er Gottes Sohn war, Maria Jungfrau oder Joseph sein Vater, das sind doch Kinkerlitzchen, Gedankenspiele. Worum es wirklich geht, ist nicht Glaube, sondern Nachfolge in unsrer ganzen Lebensauffassung und unsrer Art zu leben. Es geht auch nicht um Moral, was gut und böse ist, "du sollst und du darfst nicht", sondern um bedingungslose Liebe und Barmherzigkeit, und das ist nicht möglich ohne Selbstverleugnung.

"Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch", sagte Jesus, als er gefragt wurde, wann der Weltuntergang ist und wie wir erkennen können, dass Gottes neue Welt anfängt. Klar: Alles hat ein Ende, unser Leben und auch die Welt, wie wir sie kennen. Aber alle Spekulationen über den Weltuntergang sind ebenfalls Kinkerlitzchen und Gedankenspiele. Jesus geht es um was Anderes: Unsre Welt muss anders werden. Und die wird nicht anders, wenn wir unsre Fensterläden grün, schwarz oder rot streichen, wenn wir die Welt verändern wollen, protestieren, kämpfen, neue Gesetze erlassen, sondern indem wir uns selbst ändern, unser Ich ans Kreuz nageln und selbstlos werden.

Eine große Aufgabe. Schaffen wir das? Jesus macht uns Mut mit dem Gleichnis vom Senfkorn: So wie im Senfkorn eine große Staude schlummert, so schlummert in einem Fünkchen Liebe die überwältigende Macht der Liebe Gottes.

Danach lasst uns streben, liebe Leserin und lieber Leser. Denn wer sich von dieser Liebe erfüllen lässt, der "ist in Gott und Gott ihn ihm." Ihr seid nichts. Jesus und die Liebe Gottes ist alles.

Friede sei mit euch,

euer Heinrich Tischner