25 Jahre sind eine lange Zeit, wenn es darum geht, alle wichtigen Ereignisse in einem Verein zu erfassen und darzustellen. Aber jeder Verein hat einmal im Jahr eine Hauptversammlung - das ist im CVJM nicht anders wie bei den Kaninchenzüchtern oder Sportschützen. Bei dieser Gelegenheit gibt der Vorsitzende einen Rückblick über das vergangene Vereinsjahr.
Die Vorsitzenden des CVJM Reinheim hatten glücklicherweise die Gewohnheit, den jeweiligen Jahresrückblick schriftlich abzufassen und an die anwesenden Vereinsmitglieder zu verteilen. Diese Jahresberichte wurden aufbewahrt und sind jetzt eine unschätzbare Hilfe beim Schreiben dieses Überblicks über die 25jährige Vereinsgeschichte.
Die ersten 10 Jahre wurden bereits in dem Heft "10 Jahre CVJM Reinheim - 1981-1991" ausführlich und bebildert behandelt. Sie können hier kurz zusammengefasst werden: Am 17. August 1981 kam es in Ueberau zur Gründung des CVJM Reinheim. Es wurde eine Satzung erarbeitet, im Oktober beschlossen und im Dezember vom CVJM Westbund als dem zuständigen Regionalverband bestätigt. Seitdem ist der CVJM Reinheim im CVJM-Kreisverband Starkenburg über den CVJM Westbund und den CVJM Gesamtverband in Deutschland ein Teil des CVJM Weltbundes, dem weltweit Vereine in 124 Ländern mit zusammen etwa 45 Millionen Mitgliedern angehören. Gleichzeitig betrachtet sich der CVJM Reinheim als Jugendarbeit in den ev. Kirchengemeinden. Allerdings ist er - wie alle CVJM - überkonfessionell, also auch offen für katholische Christen und Angehörige von Freikirchen.
Kriterium ist, dass Jesus Christus als Erlöser anerkannt wird. Grundlage ist die "Pariser Basis" von 1855 mit der Ergänzung, dass die damals auf junge Männer bezogenen Aussagen heute für alle jungen Menschen gültig sind.
Im Herbst 1982 gab es in der ev. Kirchengemeinde Georgenhausen/Zeilhard zwei Jungscharen und einen Jugendkreis sowie in der ev. Kirchengemeinde Ueberau eine Jungschar. Diese Gruppen wurden in den neuen Verein integriert. So konnten beim ersten CVJM-Jahresfest am 7. Februar 1982 in Zeilhard 39 Jungscharler und 14 Vollmitglieder in den Verein aufgenommen werden.
Seit der ersten Jahreshauptversammlung im März 1982 führte Heinrich Tischner, damaliger Pfarrer in Georgenhausen/Zeilhard, den Verein als erster Vorsitzender bis zum Jahr 1992, als durch Missverständnisse und Unstimmigkeit mit dem dortigen Kirchenvorstand der Druck so groß wurde, dass er den Vereinsvorsitz abgab und kurz danach Georgenhausen/Zeilhard verließ. Diese 10 Jahre waren eine Blütezeit des CVJM Reinheim, was die Mitgliederzahlen und die Jungschararbeit angeht. 87 Mitglieder hatte der Verein im Jahr 1988, eine Zahl, die bisher nicht mehr erreicht wurde.
Die kontinuierliche Gruppenarbeit war damals das Haupteinsatzgebiet der Mitarbeiter. Die Kinder kamen mit 8 Jahren zur Jungschar. Mit 13 oder 14 Jahren wechselten sie dann in einen Jugendkreis.
Als Pfarrer Tischner aus den oben genannten Schwierigkeiten 1992 den Vereinsvorsitz niederlegte, war es sehr vorteilhaft, dass die nächste Generation herangewachsen und wenigstens zum Teil auch noch vor Ort präsent war. So konnte Gerrit Langenbruch den Vereinsvorsitz übernehmen und wurde von einer Anzahl überwiegend junger Mitarbeiter unterstützt.
Damit sind aber auch schon die damaligen - und auch heutigen - Probleme angesprochen: Viele Mitarbeiter waren ausbildungsbedingt verzogen. Es gab vor Ort nur noch wenige Mitarbeiter, die eine Kinder- oder Jugendgruppe führen konnten. Gerrit leitete auch als Vorsitzender weiterhin die Jungschar und arbeitete auch weiterhin bei den Freizeiten mit. Andererseits waren auch manche verzogenen oder beruflich eingespannten Mitglieder bereit, weiterhin punktuell mitzuarbeiten. So wurde die Kinderfreizeit zur zentralen Veranstaltung im Vereinsjahr, und da die Teilnehmer aus Ueberau und vereinzelte aus Georgenhausen/Zeilhard nicht ausreichten, um ein Freizeitheim zu füllen, wurde erfolgreich überregional geworben. Für einen Jugendkreis reichte das Mitarbeiterpotential nicht mehr, allerdings gab es über längere Zeiträume und gibt es auch heute einen kleinen Mädchenkreis, der gerade wieder nach einem Betreuer sucht.
Auf Gerrit Langenbruch folgte im Frühjahr 2004 Clemens Tischner als Vorsitzender und weitere jüngere Mitarbeiter rückten in den Vorstand nach. Dank Clemens gewann die Internet-Arbeit zunehmend an Bedeutung, und dank der zahlreichen jungen Helfer, die bei der Sommerfreizeit benötigt wurden, kamen junge Mitarbeiter dazu, für die wieder ein Mitarbeiterkreis geschaffen wurde.
Aber es gab auch immer wieder Rückschläge, sei es durch Versetzungen, familiäre Schwierigkeiten, Neuausrichtungen von Mitarbeitern oder Austritten. Manchmal liegt die Frage nahe, warum dem Teufel so viel Freiraum auf dieser Welt gelassen wird. Spätestens dann sollten wir uns daran erinnern, dass christliche Jugendarbeit unbedingt durch Gebet begleitet werden muss. "Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren. Es streit für uns der rechte Mann, den Gott selbst hat erkoren. Fragst du, wer der ist, er heißt Jesus Christ…" dichtete bereits Martin Luther, und er wusste sicherlich, was er beklagte, aber er wusste erst recht, was er von Gott erflehen konnte. Mir scheint, darin können wir im CVJM Reinheim noch sehr viel lernen.
Ich war mir damals - vor 25 Jahren - nicht ganz sicher, ob die Gründung eines CVJM in Reinheim der richtige Schritt wäre. Ich hatte ein deutlicheres Signal von Gott erhofft. Aber aus heutiger Sicht, gleichsam im Rückspiegel betrachtet, sieht das anders aus: Durch den CVJM gibt es in Ueberau seit 25 Jahren eine kontinuierliche Jungschararbeit, eine christliche Gruppen für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren! Sehr viele Kinder haben dort Gottes Wort gehört. Einige Jungscharler kamen und kommen auch zu den Jugendkreisen, die leider nicht immer angeboten werden konnten. Heute sind von den früheren Jungscharlern eine ganze Reihe in christlichen Gemeinden und Gruppen aktiv.
Ebenso bietet der CVJM seit über 20 Jahren christliche Wochenend- und Sommerfreizeiten an. Wenn wir davon ausgehen, dass in jedem Jahr 15 neue Kinder teilgenommen haben, so sind das insgesamt über 300 Kinder.
Gott muss nicht auf spektakuläre Weise arbeiten, schon kleine Winke und "Zufälle" bewirken manchmal Erstaunliches, und wir können uns nur wundern, dass er auch auf krummen Linien gerade schreiben kann.
Ausblick:
Am Ende unserer Vereinssatzung steht der bekannte Satz des Apostels
Paulus: "Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?" (Römer 8, 31) Das
ist kein Schlachtruf. Paulus sagt nicht: "Uns kann nichts passieren,
wir arbeiten für Gott und darum sind wir gegen alles gefeit", sondern
einige Verse weiter steht: Nichts kann uns scheiden von der Liebe
Gottes. - In diesem Vertrauen konnte sich Paulus ganz einsetzen und
alles ertragen.
So hoffen wir auch für die Zukunft darauf, dass uns unser Gott in seiner Hand hält, uns im Glauben stärkt, uns die Richtung weist und die Kraft gibt, jungen Menschen von Jesus Christus weiterzusagen. Das erfordert viel Einsatz, aber auch viel Gebet. Christen können im Hören auf Gottes Wort zusammenfinden, Vertrauen aufbauen, sich gegenseitig stärken, trösten, korrigieren und in der Welt wirksam sein. Dazu kann der CVJM beitragen, nicht isoliert, aber als lebendige Zelle in den Gemeinden und in der großen Gemeinschaft der Christen.
Gustav Langenbruch