Chronik

CVJM-Jugend in Ueberau

Die CVJM-Arbeit in Ueberau begann mit einer Jungschar. Natürlich wurden die Kinder älter und im Oktober 1983, als die ersten das Jungscharalter schon deutlich überschritten, konnte mit Hilfe der Jahrespraktikantin des CVJM-Kreisverbandes, Barbara Wendel, eine neue Jungschar gegründet werden, für deren Leitung sie auch gleich einige Jugendliche schulte. Die alte Jungschar wurde nun nach und nach automatisch Jugendkreis, der Jungscharleiter, Gustav Langenbruch, automatisch Jugendkreisleiter, und seine Kinder blieben nach wie vor in dieser Gruppe.

Jugendliche entwickeln mehr und mehr andere Interessen als Jungscharler. Im Februar 1984 gab es im Ueberauer Gemeindehaus ein Tischtennisturnier, Anfang Mai nahmen wir wieder am CVJM-Niersteintreffen teil, Ende Mai fuhren sieben Jugendliche mit zwei Erwachsenen zum CVJM-Bundesposaunenfest, einem großen Familienfest des CVJM, nach Bochum mit Zwischenstation und Übernachtung im CVJM-Heim auf dem Hottenstein in Wuppertal. Im Juni waren u. a. zwei Jugendliche beim Gemeindetag unter dem Wort in Essen, im Juli nahmen die Jugendlichen aktiv an den Gemeindefesten in Georgenhausen und Ueberau teil (es war das erste Gemeindefest in Ueberau) und im November gab es eine Tagesfahrt nach Worms, bei der wir neben dem Dom und dem Lutherdenkmal auch den Jüdischen Friedhof besuchten.

Im Januar 1985 organisierte Alexander Haas das erste CVJM-Schachturnier in Ueberau (ein zweites folgte im Juni und ein drittes im Dezember) und in diesem Monat begann auch eine Tischtennisgruppe im Gemeindehaus, um u. a. für das Tischtennisturnier im Februar in Ueberau zu trainieren. Anfang April fuhren sieben Jungscharler und Jugendliche zum CVJM-Ostertreffen nach Bochum, wo wir u. a. den damals bekannten christlichen Liedermacher Jan Vering erlebten, der über eine gewaltige Stimme verfügte, aber am liebsten leise Lieder sang. Ende April nahmen wir natürlich wieder am Niersteintreffen teil, und im Mai besichtigte die CVJM-Jugend das Kernkraftwerk Biblis. Dabei zeigte sich bereits, dass zur CVJM-Jugend auch Jugendliche aus Georgenhausen und Reinheim nach Ueberau kamen. Lange Zeit wurde eine feste Route und Abholzeit für diese Stadtteile und darüber hinaus eingerichtet.

Am 27. August traf sich dann die CVJM-Jugend zum ersten Mal als Jugendkreis "Teestubb'". Das waren immerhin 10 Jugendliche bzw. junge Erwachsene zwischen 13 und 20 Jahren. In den nächsten Monaten und Jahren war es erstaunlich zu sehen, welche Dynamik der Kreis entfaltete oder - biblisch ausgedrückt - wie viele Jugendliche Gott hinzuführte. Es wurden Geschwister Freunde, Schulkameraden und Arbeitskolleginnen eingeladen und mitgebracht. Außerdem wuchsen anfangs auch weitere Jungscharler hinein. Wir trafen uns jeweils dienstagabends um 19.30 Uhr im kleinen Sitzungszimmer im Ueberauer Gemeindehaus. Oft mussten wir immer näher zusammenrücken, damit auch noch alle - oft über 20 Personen - an den zusammengestellten Tischen Platz hatten. Ganz besondere Freude machte uns das Singen. Wir hatten einige Gitarrenspieler dabei und viele brachten neue Lieder mit. So konnte die Teestubb' auch öfter in Familiengottesdiensten singen, einmal wurde sogar ein Adventssingen in einem Altersheim unternommen. Nach den Liedern gab es eine Andacht oder biblische Besinnung, manchmal auch von Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Konfessionen, Kirchen und Freikirchen kamen. Oft schloss sich an die Andacht ein längeres Gespräch an, in dem viele ihre persönlichen Ansichten und Erfahrungen einfließen ließen. Die meisten Aktionen gingen aus Ideen der Teilnehmer hervor: Es wurde gebacken, gekocht und gebastelt, Gipsmasken wurden hergestellt oder auch Papier geschöpft. Parteien, Pfarrer, Missionare und Zeugen Jehovas sowie CVJMer aus Afrika wurden eingeladen. Öfter wurden Ausflüge durchgeführt und mehrfach gab es auch Wochenendfreizeiten, wobei ich an die erste - ein Zeltwochenende mit Zelten der Kirchengemeinde Ueberau - nicht gerne zurückdenke, denn es kam unkontrolliert örtliche Jugend hinzu und dadurch bestand die Gefahr, dass die gesamte Freizeit umkippte. Manchmal ist es leichter, einen Sack Flöhe zu hüten…

NesselbrunnEin Höhepunkt der Teestubb' war sicher das Wochenende in Nesselbrunn bei Marburg im November 1988. 14 junge Erwachsene fuhren mit, wir mussten uns selbst versorgen und sogar selbst heizen (Holz wurde bei Bauern erbeten) und fast alles war von den Teilnehmern selbst vorbereitet, einschließlich des Gottesdienstes am Sonntagmorgen.

Im Januar 1990 standen 33 Personen auf der Teestubb'-Liste, von denen 17 als regelmäßig kommend bezeichnet sind, davon waren 11 CVJM-Mitglieder. Im November wurden Michael Schradin, Simone Bischel und Gerrit Langenbruch als Leitung gewählt. Aber die jungen Leute wurden älter, immer mehr mussten berufsbedingt oder wegen des Studiums wegziehen, einzelne Freundschaften zerbrachen, einige hatten sich wohl auch innerlich von dem entfernt, was sie in Andacht und Liedern als Basis kennen gelernt hatten. Ein Nachwachsen von unten war nicht mehr möglich, weil dann die Altersspanne zu groß gewesen wäre. So schmolz die Teestubb' zusammen. Für 1992 wird noch ein durchschnittlicher Besuch von 6-8 Personen geschätzt. Bis 1995 waren acht ehemalige Teilnehmer verzogen, nur noch vier kamen regelmäßig, vier weitere ab und zu. Mit viel Engagement der verbliebenen Aktiven gab es verschiedene Rettungsversuche, u. a. wurden zwei Teestubb'-Termine im Monat in einen Hauskreis bzw. einen Gebets- und Lobpreisabend verwandelt, aber im November 1996 wurde auf dem Mitarbeiter-Wochenende in Kaub beschlossen, die Teestubb' in der bisherigen Form aufzugeben.

Eine ganze Reihe der Teestubbler blieben aber weiterhin als Mitarbeiter im CVJM Reinheim, noch heute (2006) sind drei der sieben Vorstandsmitglieder aus der ehemaligen Teestubb' und weitere Sechs Mitglieder im CVJM Reinheim. Wie der Lebensweg junger Menschen durch eine christliche Gruppe beeinflusst werden kann, zeigt sich wohl auch darin, dass heute eine ganze Reihe ehemaliger Teestubbler in der Kirche bzw. in einer anderen christlichen Gruppierung (außer CVJM) aktiv sind. Knapp drei Jahre nach dem Ableben der Teestubb' wurde ein Ehemaligen-Treffen anberaumt, bei dem von 60 Eingeladenen immerhin 18 erschienen, zum Teil mit Partnern und Kind(ern). Zusammen waren wir 35 Personen und hatten viel zu erzählen.

Über 10 Jahre hatte die Teestubb' Bestand, aber der altersmäßige Abstand zwischen Jungschar und Teestubb' wurde von Jahr zu Jahr größer. Wie konnte er gefüllt werden?

Ein einfaches Umbenennen einer weiteren Jungschargruppe samt Leiter und Aufbau einer neuen Jungschar war aus den verschiedensten Gründen nicht möglich. So musste stets versucht werden, mit älteren Jungscharlern eine neue Jugendgruppe unter neuer Leitung aufzubauen bzw. ältere Jungscharler in eine bestehende Jugendgruppe zu vermitteln. An diesen Problemen sind wir in Ueberau oft gescheitert. Es bestand über einige Jahre eine Jugendgruppe, die lange Zeit mit hohem Einsatz von Manfred Haaß und Ralf Weimer geleitet wurde. Als sie beruflich wegziehen mussten, machten Jutta Mayer und Gustav Langenbruch weiter. Es war eine nervenaufzehrende Chaotengruppe, die wir schließlich aufgaben. Ob es die richtige Entscheidung war, ist im Nachhinein kaum zu klären, aber wir hatten einfach die Nase voll und sahen keinerlei Möglichkeit, ein vernünftiges Programm durchzuziehen.

Im November 1994 startete ein neuer Versuch: Elko Schubert und Ulla Flörchinger sammelten Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren zu der Jugendgruppe "NATTS & EU", nach den Initialen der Vornamen der Teilnehmer. Die Gruppe sollte vor allem die Jugendlichen zusammenhalten, die bei der CVJM-Jugendfreizeit in Boos an der Nahe begeistert worden waren. Sie traf sich alle 14 Tage donnerstags im Ueberauer Gemeindehaus. Leider schlief sie aber bereits nach einem Jahr ein, da nur noch einzelne Jugendliche erschienen.

Doch setzten Elko und Ulla - die u. a. auch bei der Jugendfreizeit "Adventure-Tour" in der Fränkischen Schweiz 1995 aktiv waren - kurz vorher die "Videodoppelnacht" auf's Programm. Hinter diesem Namen verbirgt sich eine Vorführung von zwei ausgesuchten Filmen und ein Pizza-Essen für 13 bis 16-jährige an einem Abend im Gemeindehaus. Diese Veranstaltungsform hat sich bis heute im CVJM Reinheim gehalten, allerdings meist nur an zwei Terminen im Jahr. Sie wird heute von Clemens Tischner und Team angeboten. Dadurch haben die Teilnehmer von Freizeiten, Wochenenden usw. die Möglichkeit, untereinander und mit den Leitern Kontakt zu halten, auch wenn sie sich keiner regelmäßig tagenden Gruppe anschließen möchten oder können. Es ist gar nicht so selten, dass ehemalige Freizeitteilnehmer nach kürzerer oder längerer Zeit den Wunsch haben, bei CVJM-Freizeiten mitzuarbeiten und dadurch bleibende Verbindungen zum Verein knüpfen.

Einen weiteren Versuch zu einer kontinuierlichen Jugendgruppe startete Martin Biehl im März 2001 mit einer CVJM-Jugend-Theatergruppe. Die Anregung dazu kam von Mitgliedern. Es schien Interesse zu bestehen. Aber bereits wenige Monate später musste ernüchtert festgestellt werden, dass das Interesse nur von kurzer Dauer war.

In der CVJM-Jungschar in Ueberau überwiegen seit einigen Jahren die Mädchen. Wenn sie 13 Jahre alt sind, sollten sie die Jungschar verlassen. Meist wollen sie dann auch mit den "Kleinen" nicht mehr viel zu tun haben - aber wohin? Im September 1997 wurde diese Frage von Claudia Wünsch und Gerrit Langenbruch geklärt, indem ein Mädchenkreis eingerichtet wurde. Man traf sich samstags im Ueberauer Gemeindehaus. Mit Elan und Ausdauer wurde das Programm gestaltet, teils unter guter Mitwirkung der Mädchen. Gerrit stieg nach einiger Zeit aus und Inga Trüller rückte nach. Aber knapp zwei Jahre später hatten die Mädchen andere Interessen, und der Kreis musste aufgegeben werden. Mit einer Todesanzeige wurde sein Entschlafen bekanntgegeben.

MächenkreisAber nachdem Claudia ihr Studium abgeschlossen hatte, startete sie im Frühjahr 2002 einen neuen Versuch, der von Erfolg gekrönt war. Es entstand eine kleine, aber stabile Gruppe. Als Claudia im Herbst 2004 berufsbedingt nach Rheinland-Pfalz zog, übernahm Bärbel Fritzsche die Gruppe, in der auch ihre zwei Töchter sind. Bis heute hält sie zusammen, doch kann sie zurzeit von Bärbel nicht weitergeführt werden. Wir hoffen und beten, dass eine Lösung gefunden wird.

Und wenn man sich für Jugendkreise zu alt vorkommt? Wie bereits oben erwähnt, trafen sich immer wieder einige (meist junge) Erwachsene im CVJM zu Hauskreisen, in denen gesungen, gebetet und ausgehend von einem Bibeltext über aktuelle Fragen, Probleme oder Entscheidungen gesprochen wurde. Solch ein kleiner Hauskreis existiert auch heute in Ueberau bei Familie Veith. Er trifft sich zweimal monatlich dienstags und besteht zurzeit aus vier Personen.

Ein spezieller Hauskreis trug den Namen "BKFE" (Bibelkreis für Einsteiger) und das kam so: Vor jeder Vorstandssitzung in unserem Verein wird eine halbe Stunde lang ein Bibelabschnitt studiert und besprochen. Gelegentlich ist das für jemanden, der keinerlei Vorkenntnisse mitbringt, recht schwierig, weil wir einige "alte Hasen" dabei haben. So kam der Wunsch auf, für Einsteiger einen besonderen Abend anzusetzen. Dem wurde gerne Folge geleistet und so traf sich 1995/96 über mehrere Monate hinweg ein kleiner Kreis von 3 - 4 Personen in Georgenhausen und befasste sich mit dem Markus-Evangelium als Einstieg in die Bibel. Das kann auf Wunsch jederzeit wiederholt werden.

Gustav Langenbruch

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