Tour de Winkel '96

30.07. - 08.08.1996

GruppenfotoAm Dienstag, den 30.07.1996, trafen sich acht unerschrockene Pedalartisten im Alter von 13 - 16 Jahren den Betreuern Elko Schubert, Angelika und Clemens Tischner am Reinheimer Bahnhof. Es galt das 200 km entfernte Ludwigswinkel zu erreichen.

Die erste Etappe führte durch den Odenwald über Bensheim nach Worms. Während sich die Fahrt durch den Odenwald durch starke Steigungen und Gefälle auszeichnete, begann bei Bensheim das flache Rheintal. Gegen 15:15 Uhr und nach 59 gefahrenen Kilometern erreichten wir die Jugendherberge in Worms. Nach einem kleinen Stadtrundgang, anschließendem Abendessen und einigen Spielen, bestand ab 21 Uhr die Möglichkeit, die stark beanspruchten Extremitäten auszuruhen.

Am nächsten Tag starteten wir zur zweiten Etappe nach Neustadt an der Weinstraße, wo wir um 15:30 Uhr nach 47 km ankamen. In der Jugendherberge in Neustadt waren wir mit wenigen anderen die letzten Gäste, da die Jugendherberge am nächsten Tag zwecks Totalrenovierung für zwei Jahre geschlossen wurde. Den Abend verbrachten wir in einem italienischen Straßencafé bei Pizza, Salat und Spaghettieis.

Pfälzer WaldNach der ersten größeren Reparatur brachen wir mit Verspätung um 10:15 zu unserer letzten Etappe auf. Wir fuhren durch die Weinberge der Pfalz nach Annweiler. Dort mussten wir um 14:20 Uhr eine Teilnehmerin aufgrund von Konditionsproblemen mit einem Betreuer zurücklassen. Sie wurden dann gegen 18:00 Uhr von unserem Versorgungsfahrzeug abgeholt. Die Übrigen erreichten nach mehrmaligem Verfahren und unzähligen Pannen nach 109 km um 22:15 Uhr das Wanderheim "Hohe List" bei Ludwigswinkel.

Nach einem Erholungsschlaf wurde um 10:00 Uhr gefrühstückt und das umliegende Gelände erkundet. Das Wanderheim liegt auf dem 476 m hohen Berg Hohe List inmitten des Pfälzer Waldes abseits aller Orte und Straßen. Aufgrund dieser Lage gibt es im Umfeld des Hauses viele verschiedene Tiere zu sehen. In einem kleinen Teich fanden sich Frösche und Kröten. Auf dem Hof waren viele Eidechsen, Insekten, Vögel und am Abend auch Fledermäuse zu beobachten. In einer Brunnengrube im Keller lebte eine Feuersalamanderfamilie. Außerdem teilten wir unsere Lebensmittelvorräte mit einigen Siebenschläfern, die mit uns das Haus bewohnten.

Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Einkaufen in das nahegelegene Eppenbrunn. Bei der Fahrt über die bergabführenden Waldwege stürzte eine Teilnehmerin und schürfte sich Ellenbogen und Knie auf. Während ein Teil der Gruppe mit der Verletzten in Eppenbrunn den Arzt aufsuchte, fuhren die übrigen in das 10 km entfernte Vinningen um Fahrradersatzteile einzukaufen. Um 18:00 Uhr trafen wir uns am Wanderheim zu Würstchen und Kartoffelsalat.

Für Samstag den 03.08. war eine Schnitzeljagd vorgesehen. Dazu fuhren Clemens und Elko mit dem Fahrrad vor, um den Weg mit Pfeilen und versteckten Hinweisen zu kennzeichnen. Zur Verblüffung der Teilnehmer endete der Weg im Wald jenseits der französischen Grenze in der Nähe von Liederschiedt. Auf dem Rückweg besichtigten wir die Lourdesgrotte bei Eppenbrunn, eine regionale Pilgerstätte.

Sonntagvormittag veranstalteten wir einen Gottesdienst, zu dem jeder einen Teil vorbereitet hatte. Der Gottesdienst stand unter dem Motto Toleranz. Um 12:00 Uhr fuhren wir dann Richtung Ludwigswinkel zum Schöntalweier, um dort zu schwimmen. Nach der Rückkehr zum Wanderheim und dem Abendessen veranstalteten wir eine kleine Olympiade. Dabei mussten unter anderem Luftballons zum Platzen gebracht, Wasser in löchrigen Tüten transportiert, Papierboote über den Teich bewegt und Streichholzschachteln auf Nasen gesteckt werden.

Am letzten vollständigen Tag im Wanderheim bewegte uns die Frage "Alles Zufall, oder was?" Dazu sollten sich die Jugendlichen Filmszenen ausdenken, in denen Missgeschicke "zufällig" passieren. Diese Szenen wurden dann mit der Videokamera aufgenommen.

KartenstudiumNach dem Packen und dem Reinigen des Hauses machten wir uns am Dienstag um 10:15 Uhr auf die Rückfahrt. Diese mussten wir ohne die gestürzte Teilnehmerin antreten, da sie aufgrund ihrer Verletzung keine längeren Strecken mit dem Rad fahren konnte. Sie wurde vom Versorgungsfahrzeug mit nach Hause genommen. Nach einigen Pannen und Getränkeeinkäufen erreichten wir um 13:45 das 46 km entfernte Bad Bergzabern. Vor dem Abendessen in der Jugendherberge gingen wir noch Minigolf spielen. Um 20:00 Uhr fand ein Wissensquiz statt.

Am 07.08. fuhren wir nach Landau zum Bahnhof. Der Zug brachte uns mit Umsteigen in Neustadt nach Mannheim. Von dort aus ging es mit dem Fahrrad weiter Richtung Weinheim. Auf dem Weg kollidierte das Knie eines Teilnehmers mit einem Pfosten, worauf der Verletzte sicherheitshalber mit dem Rettungswagen zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht wurde. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Verletzung nicht so schwer war, wurde der Teilnehmer von seiner Mutter abgeholt und nach Hause gebracht. Die übrigen erreichten um 17:30 nach 46 mit dem Rad zurückgelegten Kilometern die Jugendherberge in Weinheim. Abends gingen wir in die Altstadt von Weinheim, um ein Eis zu essen.

Am Donnerstag, den 08.08. ging es dann durch den Odenwald über Fürth nach Reinheim. Am dortigen Bahnhof kamen wir nach 49 km um 13:30 Uhr an.

Auf der Tour de Winkel beschäftigten wir uns mit den Weltreligionen.

Unser erstes Thema waren die Naturreligionen, die durch den Glauben an Geister und Dämonen gekennzeichnet sind.

In Worms besuchten wir den Judenfriedhof, den ältesten in Europa. Außerdem befassten wir uns mit der Geschichte des Judentums.

Wir überlegten uns die Unterschiede zwischen den Konfessionen im Christentum und gestalteten einen christlichen Gottesdienst.

Zum Hinduismus sahen wir uns einige Dias an und hörten ein paar Geschichten über den hinduistischen Gott Ganesh.

Auf dem Weg zur Erleuchtung beschäftigen sich die Buddhisten meditativ mit so komplexen Fragen wie: "Wie klingt es, wenn ich mit einer Hand klatsche?"

Zum Abschluss des Themenkomplexes sprachen wir auch über Sekten und arbeiteten den Unterschied zwischen Sekte und Religion heraus.

Insgesamt legten wir während der 10 Tage ca. 420 km durch unterschiedliche Landschaftsformen zurück. Dabei ereilten uns alle Arten von technischen Defekten, teilweise auch mehrfach, wie platte Reifen, Kette gerissen, Gepäckträger abgebrochen, nicht funktionierende Gangschaltungen, kaputte Kugellager, verbogene Pedale und eingerissene Packtaschen. Auch von kleineren Unfällen blieben wir nicht verschont, die zum Glück allesamt einigermaßen glimpflich ausgingen. Was bleibt ist die Erfahrung, dass man auch innerhalb Deutschlands mit relativ geringen Mitteln 10 schöne Tage verbringen kann.

Elko Schubert, Clemens Tischner

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