Einführung in das Neue Testament

Teil 7

Christenverfolgungen

Der römische Staat war grundsätzlich duldsam gegenüber den Religionen von ihm unterworfener Völker. Er mischte sich so gut wie gar nicht in ihre Glaubensangelegenheiten ein.

Die Kreuzigung Jesu durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus ist dabei nicht der Gegenbeweis, denn Jesus wurde nicht hingerichtet, weil er sich als Sohn Gottes zu erkennen gab, sondern weil ihm vorgeworfen wurde, er behaupte, König der Juden zu sein. Dass Jesus mit dieser Aussage, König der Juden zu sein, nicht das irdische Israel meinte, verstanden sie nicht. Sie vermuteten deshalb in Jesus einen Aufrührer und Rebellen. Das bedeutete für sie Unruhe und Terror im besetzten Land, und deshalb sahen sie in der Kreuzigung Jesu das beste Mittel für eine Beruhigung der gefährlichen innenpolitischen Lage in Israel.

Allerdings bekämpfte der römische Staat später die junge Christenheit sehr. Christen wurden in die Gefängnisse geworfen. Sie wurden gefoltert und ermordet.

Dort, wo Religion und Politik, Thron und Altar eng miteinander verflochten waren, wurde niemand anders als der Kaiser in Rom geduldet. Er musste als Gott angebetet werden, und ihm galt es, Opfer zu bringen. Wer sich dem widersetzte, wurde unbarmherzig verfolgt.

Die Christen und die Juden konnten aufgrund des 1. Gebotes ("Du sollst keine anderen Götter neben mir haben") den römischen Kaiser nicht als Gott anerkennen und ihn anbeten. Ihre Staatstreue brachten sie dagegen dadurch zum Ausdruck, dass sie für den Kaiser beteten und in die öffentlichen Fürbitten der Gottesdienste mit einschlossen. Der römische Staat verstand diese Haltung jedoch nicht. Er sah darin ein Zeichen des Aufruhrs und verfolgte darum die Christen, oft auch auf grausame Art und Weise. (Den Juden war es gelungen, sich von der Kaiserverehrung zu befreien.)

Die Apokryphen des Neuen Testamentes

Über die "Entstehung des Neuen Testamentes" wurde schon berichtet. Wir wissen somit, dass die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und die Briefe 387 nach Christus durch die römische Synode festgelegt wurden.

In das Neue Testament sind die vier ältesten Evangelien, zusammen mit der Apostelgeschichte, aufgenommen worden.

Die anderen Schriften, beziehungsweise die Briefe des Apostels Paulus, der Hebräerbrief, die Johannesbriefe und die anderen (Jakobusbrief, Offenbarung des Johannes usw.) wurden aus der Fülle urchristlicher Literatur in den Kanon des Neuen Testamentes aufgenommen, wenn man sich einig war, dass es sich um echte Briefe von den Aposteln handelte.

Nun gibt es außerdem noch eine ganze Reihe anderer Schrifte: Evangelien, Apostelgeschichten, Briefe und Offenbarungen, die ebenfalls den Anspruch erheben, von den Aposteln geschrieben worden zu sein.

Man hat sie aber bereits in der jungen Kirche als Fälschungen erkannt und deshalb nicht zugelassen für den Gebrauch im Gottesdienst.

Man nennt diese Schriften Apokryphen (apokryph = verborgen).

Wahrscheinlich kommt der Begriff daher, dass die sogenannten Irrlehrer Weisheiten verkündeten, die nur Eingeweihte erfahren durften. Sie sollten den Ungläubigen verborgen bleiben. Später hat dann das Wort "apokryph" in der Kirche einen abschätzigen Sinn bekommen: irrgläubig, ketzerisch.

Nicht alle christlichen Schriften aus den ersten beiden Jahrhunderten sind apokryph; auch wenn sie keinen Eingang in das Neue Testament gefunden hatten.

Wie müssen aus diesem Grund neben den kanonischen Büchern des Neuen Testamentes und den apokryphen Schriften der Irrlehrer eine dritte Klasse von Schriften unterscheiden: rechtgläubige Bücher, die von Christen der zweiten und dritten Generation nach den Aposteln geschrieben wurden, also nicht von den Aposteln selbst.

Die Verfasser solcher Bücher werden "Apostolische Väter" genannt und ihr Schrifttum als Schrifttum der apostolischen Väter.

Hier einige apokryphe Schriften:

Edwin Suckut

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