Einführung in das Neue Testament

Teil 2

Zum Begriff "Evangelium"

Das Wort "Evangelium" bedeutet gute Nachricht - frohe Botschaft, zum Beispiel von einem Sieg auf dem Schlachtfeld oder die Nachricht vom Regierungsantritt eines Königs oder Kaisers.

Im Neue Testament wird der Begriff Evangelium

  1. einerseits benutzt als Predigt von der Leibe Gottes zu den Menschen.
  2. Andererseits ist das Evangelium auch die Heilsbotschaft von Jesus Christus selbst, und
  3. drittens bedeutet das Wort Evangelium auch Berichterstattung über das Leben und Wirken des Jesus von Nazareth.

Es ist somit eine besondere Art von Schrifttum, eine Lebensbeschreibung im Sinne des Zusammenstellens wichtiger Lebensabschnitte Jesu von Nazareth und weniger ein lückenloses Beschreiben von seiner Geburt an bis zu seinem Tod am Kreuz.

Zur Entstehung des Neuen Testaments

Das Neue Testament besteht aus 27 Büchern beziehungsweise Briefen. Sie sind in der Zeit zwischen 50 und 150 nach Christus entstanden. Der Begriff Neues Testament ist wohl 194 nach Christus zum ersten Mal geprägt worden durch den Kirchenvater Tertullian.

Die Grundform des Neuen Testamentes steht etwass um 200 nach Christus fest. Von den heutigen 27 Büchern gehören 21 fest dazu.

Es sind dies

Die restlichen sechs Schriften sind noch umstritten. Es sind

Viele sogenannte apokryphe Schriften wurden in der jungen Kirche noch bei den Gottesdiensten vorgelesen und ausgelegt, da sie alle in Betracht kamen, in den Kanon des Neuen Testamentes aufgenommen zu werden.

387 nach Christus legte sich dann die römische Synode unter dem Papst Damasius auf die 27 Bücher des Neuen Testamentes so fest, wie wir sie heute noch in der Bibel vorfinden.

Zum Begriff Kanon

Kanon, das ist

  1. der Maßstab, die Richtlinie, nach dem etwas beurteilt wird, wie beispielweise Lehraussagen,
  2. die Norm, das Ideal, das Vollkommene, das man zu erreichen sucht und
  3. eine Liste oder Tabelle.

Im Griechentum kam damit also etwas sehr wesentliches zum Ausdruck: Der Kanon war das Ideal, die Vollendung und Vollkommenheit. Was also dem Kanon entspricht, erreicht das anzustrebende Höchstmaß der Vollendung. Der Begriff wurde erstmalig von Bischof Athanasius in den kirchlichen Bereich übernommen, etwas Mitte des 4. Jahrhunderts und zwar als Liste der von den Kirchen als heilig gehaltenen Schriften, aber noch nicht als die vollendete Form.

Das geschieht erst später in der lateinischen Kirche. Dort wird es dann im Sinne von Richtung und Norm für die Gemeinde und den Gottesdienst geltend gemacht.

Handschriftliche Überlieferungen des Neuen Testaments

Den Urtext irgendeines neutestamentlichen Buches haben wir nicht. Deshalb sagt man zu den "Handschriftlichen Überlieferungen" auch besser "Grundtexte", da sie die Grundlage bei der Übersetzungsarbeit und in der theologischen Forschung bilden.

Die Grundtexte sind (fast) alle in der griechischen Sprache abgefasst.

Es handelt sich dabei um

Die Grundtext sind uns erhalten auf

Die ältesten der noch vorhandenen Handschriften sind:

125 n. Chr.: Der Papyrus Rylands
Er enthält einige Verse aus dem Johannesevangelium in griechischer Sprache.

200 - 300 n. Chr.: Die Chester-Betty-Papyri
Sie enthalten Stücke aus den Evangelien und der Apostelgeschichte, aber auch Teile aus den Paulusbriefen - alle in griechischer Sprache.

350 n. Chr.: Der Codex (= alte Handschrift) Vaticanus
Er enthält fast das gesamte Neue Testament in griechischer Sprache.

350 n. Chr.: der Codex Sinaiticus
Er umfasst das ganze Neue Testament in griechischer Sprache.

450 - 500 n. Chr.: Der Codex Alexandrinus
Er enthält fast das ganze Neue Testament in griechischer Sprache.

500 n. Chr.: Der Codex Argentus von Wulfila
Er enthält Teile aus den Evangelien in gotischer Sprache.

586 n. Chr.: Der Codex Rabulas
Hierbei handelt es sich um eine syrische Übersetzung des Neuen Testaments

500 - 600 n. Chr.: Der Codex Claramontanus
Er enthält die Paulusbriefe in griechischer und altlateinischer Übersetzung.

Edwin Suckut

Fortsetzung
Übersicht

Quintus Septimus Florens Tertullian war Rechtsanwalt in Rom gewesen. nach seiner Bekehrung entwickelte er sich zu einem bedeutenden Kirchenschriftsteller des 2. Jahrhunderts. In seinen Schriften benutzte er vor allem die lateinische Sprache. Er vertrat eine strenge Sittenlehre in seinen Werken. zurück

Apokryphe Schriften
Darunter versteht man Literatur, die nicht in den neutestamentlichen Kanon aufgenommen wurde. Es waren und sind "umstrittene" Schriften. Sei verbreiten nicht die neutestamentlichen Wahrheiten. zurück

Athanasius wurde um 330 nach Christus Bischof von Alexandrien (Alexandria), in der Kirche also, in der seine Laufbahn begonnen hatte. Athanasius gilt als großer Gelehrter und Kirchenkämpfer des wahren Glaubens, da er auf einer entscheidenden Kirchenversammlung (Synode) in Nicäa den Glauben an den dreieinigen Gott erfolgreich verteidigte. zurück

Perikopenbücher enthielten Bibelabschnitte, die im Gottesdienst gelesen und anschließend ausgelegt wurden. zurück

Papyrus, das ist der Name einer Wasserpflanze, die früher in Ägypten angebaut wurde und unter anderem  als Grundlage zum Herstellen von Schriftrollen diente.  Unser heutiges Wort "Papier" leitet sich davon ab. zurück

Pergament wird hergestellt aus gegerbter, enthaarter, getrockneter und geglätteter Esels-, Schweins-, Ziegen-, Schafs- oder Kalbshaut. Weil es sehr kostbar war (und heute auch noch ist), wurde es oft mehrmals verwendet. Dabei wurde die alte Schrift entweder abgewaschen oder auch abgeschabt. Solche wieder verwendete Pergamentschriften werden Palimpseste genannt, das bedeutet: wieder abgeschabt. zurück